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31.10.2022 - "Wochen der Toleranz" im Landkreis Ebersberg: Auch der EVS ist Veranstalter


Zehn KooperationspartnerInnen im Landkreis Ebersberg haben sich vor fünf Jahren zur Veranstaltung der "Wochen der Toleranz" zusammengetan. Organisator ist das Katholische Kreisbildungswerk Ebersberg e.V. In diesem Jahr haben sie sich als Schwerpunkt das Thema "Solidarität" vorgenommen. Bis Ende November werden zahlreiche Veranstaltungen angeboten. Mit dabei ist auch unser Einrichtungsverbund Steinhöring (EVS).

Das Logo der "Wochen der Toleranz".
 
Im Programm zu den "Wochen der Toleranz" schreibt das Kreisbildungwerk: "Solidarität gibt es nur, wenn gemeinsam agiert wird. Sie ist wie der Kleber, der die Gesellschaft, uns Menschen, zusammenhält. Sie kann sich darin zeigen, dass wir füreinander eintreten oder starkmachen. Die KooperationspartnerInnen setzen sich in und mit ihren Beiträgen für die Ideen und Belange von verschiedenen Gruppen ein und verleihen ihnen somit mehr Sichtbarkeit."

Noch bis Ende November ...
 

... wird ein vielfältiges Programm geboten.
In der ersten Veranstaltung unseres Einrichtungsverbunds Steinhöring geht es um das

Lebensbornheim in Steinhöring - Exkursion für interessierte Menschen des Landkreises Ebersberg (Vortrag mit Rundgang)

Auf dem Gelände des Einrichtungsverbundes Steinhöring betrieb der Verein Lebensborn e.V. in der Zeit des Nationalsozialismus ein Lebensbornheim. Das damalige "Haus Hochland" war Teil der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten. Während in Steinhöring zumeist ledige Frauen, die dem sogenannten "arischen" Bild entsprachen, bei der Geburt ihres Kinders unterstützt und "völkisch" gebildet wurden, wurden Menschen mit Behinderung aus den heute benachbarten Einrichtungen im Rahmen der Aktion "Tiergarten 4" ermordet.

Um an diese Folgen von rassistischem und ausgrenzenden Denken und Handeln zu erinnern, lädt der Einrichtungsverbund Steinhöring zu einem Vortrag mit Rundgang auf dem Gelände in Steinhöring mit Erläuterungen zur Zielsetzung, Entstehung und dem Betrieb des Lebensbornheims ein.
Am Samstag, 19.11.2022, von 14.00 bis 16.00 Uhr
beim EVS Steinhöring im "Café Wunderbar", Steinhöring, Münchener Straße 39
Referentin: Anna Bräsel. Anmeldung per E-Mail: an g.ros@kjf-muenchen.de.
Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt.

Das sogenannte "Lebensbornheim" im Jahr 1936. Foto: Ansichtskarte EVS/KJF

Die Mutter-Kind-Statue ist aus der Zeit des Lebensborn-Heimes als Zeitzeuge erhalten geblieben. Foto: EVS/KJF/Klaus D. Wolf
 
Haus mit Geschichte - Das Gebäude der Förderstätten im Wandel der Zeit

Das Gebäude in Steinhöring im Landkreis Ebersberg, in dem die Förderstätte und die Seniorentagesstätte untergebracht sind, wurde bereits 1936 errichtet, ursprünglich für eine ortsansässige Brauerei. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Haus als Heim des Lebensborn e.V. genutzt. Der Verein hatte sich dem nationalsozialistischen Wahn von der "arischen Rasse" verschrieben. Sein Ziel war es, die Erhöhung der Geburtenziffer "arischer" Kinder herbeizuführen. Dies sollte durch das Abhalten unverheirateter Frauen und Mädchen von einem Schwangerschaftsabbruch, durch das Anbieten anonymer Entbindungen und die anschließende Vermittlung der unehelichen Kinder zur Adoption - bevorzugt an Familien von SS-Angehörigen - erreicht werden. Der Lebensborn war daneben mitverantwortlich für die Verschleppung von Kindern aus den von Deutschland besetzten Gebieten. Falls diese im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie als "arisch" galten, wurden sie unter Verschleierung ihrer Identität in Lebensborn-Heime im Reich oder in den besetzten Gebieten verschleppt. Ziel war letztlich die Adoption durch parteitreue deutsche Familien.

Ab 1946 war eine Kinderklinik der Solanus-Schwestern aus Landshut in dem Gebäude untergebracht. Seit 1971 nutzt der Einrichtungsverbund Steinhöring das Haus in verschiedenen Funktionen: zunächst als Wohneinrichtung und heute als Förderstätte und Seniorentagesstätte. Die Förderstätte wurde 1989 eröffnet. Die Einrichtung bietet Menschen mit schwersten und mehrfachen Behinderung im Erwachsenenalter einen zweiten Lebensraum neben dem Wohnen. Die Angebote reichen von Arbeits- und Beschäftigungsübungen mit dem Ziel der beruflichen Bildung bis zur basalen Stimulation, um den eigenen Körper in seiner Ausgeprägtheit zu erleben und zu erspüren sowie die eigenen Möglichkeiten zu erkennen. Das Angebot trägt damit zu Teilhabe und zu einer Erhöhung der Lebensqualität dieses Personenkreises bei. In der Seniorentagesstätte werden die Personen, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, tagsüber begleitet. Sie steht den BewohnerInnen des EVS ebenso offen, wie den SeniorInnen, die noch zu Hause bei ihren Geschwistern leben.

Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin
In der zweiten Veranstaltung des EVS geht es um einen Perspektivwechsel.

Workshop "Selbstverständlich Miteinander - die Perspektive verändern"

Der Workshop richtet sich an Menschen ab 16 Jahre, die gerne mehr über die Lebenswelt von Menschen mit Einschränkungen erfahren möchten, indem sie es selbst ausprobieren. Die Interessierten sitzen dazu in einem Rollstuhl oder werden durch Vorrichtungen künstlich eingeschränkt, sodass eine möglichst realistische Lebenssituation hergestellt wird. Der/die PartnerIn mit Behinderung unterstützt mit praktischen Tipps und Kniffen, sodass die gestellte und alltagsnahe Aufgabe möglichst gut bewältigt werden kann. Der gemeinsame Spaß und die Freude am Ausprobieren stehen dabei im Vordergrund. Beim abschließenden Beisammensein mit Snacks und Getränken können sich die TeilnehmerInnen mit den ExpertInnen über das Erlebte austauschen.

Am Freitag, 25.11.2022, zweimal von 14.00 bis 16.00 und von 16.00 bis 18.00 Uhr
beim EVS Steinhöring im "Café Wunderbar" und in der Mehrzweckhalle, Steinhöring, Münchener Straße 39
Anmeldung bis 12.11.2022 per E-Mail an k.becker@kjf-muenchen.de oder g.ros@kjf-muenchen.de 
Die TeilnehmerInnenzahl ist beschränkt.