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25.11.2024 - Wie sich Armut auf die Ernährung auswirkt, und was der Lichtblick dagegen tut


Die Folgen schlechter Ernährung in der Kindheit beeinflussen die Gesundheit oft ein Leben lang. Warum in diesem Zusammenhang Armut ein wichtiger Faktor ist, kann man in einem aktuellen Podcast nachhören, der sich um die Arbeit in unserer Einrichtung Lichtblick Hasenbergl dreht. Dort wird gesunde Ernährung großgeschrieben.

Lichtblick Hasenbergl-Leiterin Johanna Hofmeir (links) im Studio mit Lydia Jäger vom Münchner Kirchenradio. Alle Fotos: Lichtblick Hasenbergl/KJF
Das Projekt "Gesund isst gut" unserer Einrichtung Lichtblick Hasenbergl steht im Mittelpunkt eines Podcasts des Münchner Kirchenradios (MKR) aus der Sendereihe "Total Sozial". In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich Kinderarmut auf die Ernährung auswirkt, und was man tun kann, um die Situation für Kinder und Eltern zu verbessern. 
 
Bekanntermaßen wachsen im Münchner Stadtteil Hasenbergl viele Kinder unter benachteiligten Bedingungen und in einem schwierigen Umfeld auf. Um dem etwas entgegenzusetzen, betreut der Lichtblick Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus sozial belasteten Familien. Teil des ganzheitlichen Bildungsansatzes im Lichtblick ist eine gesunde Grundversorgung. Es gibt unter anderem einen gesunden Mittagstisch, Pausenobst sowie eine Notfallversorgung; es werden Kleidung und Schulmaterial ausgegeben sowie medizinische und therapeutische Hilfen eingeleitet.

Einrichtungsleiterin Johanna Hofmeir im Interview mit MKR-Redakteurin Lydia Jäger: "Wenn die Kinder dann fit und lernfähig sind, haben wir drei Konzeptbausteine: eine intensive schulische Förderung, bei der der Schwerpunkt auf der Entwicklung der Denk- und Lernfähigkeit liegt, ein intensives soziales Training mit dem Schwerpunkt Berufsfähigkeit sowie ein lebenspraktisches Training und die Vermittlung von Weltwissen."
 
Die Sendereihe Total Sozial ... 

... kann man als Radiosendung oder als Podcast hören. Zum Programm des Münchner Kirchenradios kommt hier. Zu den Podcasts kommt man hier. Die aktuelle Sendung läuft im Radio erstmals jeden Freitag um 19:00 Uhr. Weitere Ausstrahlungen gibt es jeweils am Samstag um 00:00 Uhr, 05:00 Uhr und 12:00 Uhr, am Sonntag um 05:00 Uhr, am Montag um 01:00 Uhr und 20:00 Uhr, am Dienstag um 01:00 Uhr und 23:00 Uhr und am Mittwoch um 04:00 Uhr.

Lichtblick-Gruppenleiterin und Ernährungsexpertin Denise Schüller (rechts) bei einer der Kochaktionen im Lichtblick. 
 
Der Griff zu hochverarbeiteten Billigprodukten

Ein wichtiges Thema hierbei ist die Ernährung. Denn im Lichtblick beobachtet man, dass von Armut betroffene Familien vermehrt zu hochverarbeiteten Billigprodukten greifen. Johanna Hofmeir: "Das bedeutet viel Fett und Zucker, Farb- und chemische Geschmacksstoffe. Davon wird kein Kind gesund groß." Mangelernährung wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns, das Sprechen und die Motorik aus. Die Folgen eines schlechten Essverhaltens in der Kindheit beeinflussen die Gesundheit oft ein Leben lang.
 
Bei den Kindern im Lichtblick zeigen sich schleichende Prozesse. Sie fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl, klagen über diffuse Bauch- und Kopfschmerzen, sind häufig und länger krank. Manche sind zapplig und nervös, andere müde und schlapp und haben nicht genug Energie, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Im Erwachsenenalter treten dann massivere Erkrankungen auf.

"Die Eltern, die wir betreuen, führen ein belastetes Leben, in zu engen Wohnungen, sind verschuldet, arbeiten in mehreren Jobs. Sie sind oft einfach zu erschöpft, um etwas Gesundes zuzubereiten."

Johanna Hofmeir, Leiterin Lichtblick Hasenbergl
 
Teufelskreis aus Armut, mangelnder Bildung und Erschöpfung

Bei den Ursachen gilt es drei Faktoren zu betrachten: Einmal die Armut. Die Lebenshaltungskosten sind beträchtlich gestiegen; naturbelassene Lebensmittel sind in der Regel teurer als hochverarbeitete Produkte. Das niedrige Bildungsniveau ist ein weiterer Faktor, weil die Menschen oft nicht wissen, was eine fett- und zuckerlastige Ernährung im Körper anrichtet. Aber es kommt noch etwas hinzu: Erschöpfung. Johanna Hofmeir: "Die Eltern, die wir betreuen, führen ein belastetes Leben, in zu engen Wohnungen, vielleicht auch noch mit einem kranken Familienmitglied, sind verschuldet, arbeiten in mehreren Jobs. Sie sind oft einfach zu erschöpft, um etwas Gesundes zuzubereiten. Dann ist es einfacher, Gefrierpommes oder Fertigpizza in den Ofen zu schieben. Sie retten sich von Tag zu Tag."

Hier entstehen Dinkelvollkornwraps mit Gemüse und Hähnchen. MKR-Redakteur Korbinian Bauer schaut genau hin.
 

Die Lichtblick-Kinder sind mit Freude bei der Sache.
 
Kochaktionen und Einkaufstraining

Wie es besser geht, lernen die Kinder und Jugendlichen des Lichtblick unter anderem in gemeinsamen Kochaktionen. Dort wird mit viel frischen saisonalen Produkten Leckeres zubereitet. Beim regulären Mittagstisch gibt es vor allem Gemüse, dreimal pro Woche wird vegetarisch gegessen, Fisch und Fleisch kommt nur jeweils einmal auf den Tisch. Beim Einkaufstraining lernen die Kinder die richtigen Lebensmittel auszuwählen. Darüber hinaus wird auch ernährungswissenschaftliches Wissen vermittelt: Welche Lebensmittel machen fit, welche schlapp, warum ist Vollkorn besser, und was hat es mit der Ernährungspyramide auf sich? Die Erfolgserlebnisse beim Kochen machen die Kinder stolz, und sie nehmen diese Erfahrungen mit nach Hause.

Auch die Eltern werden im Lichtblick einbezogen, etwa beim Frühstücksgesundheitsfest. Johanna Hofmeir: "Unsere Eltern bemühen sich wirklich sehr. Aber im Alltag, wenn die Erschöpfung kommt, lässt das wieder nach. Und mit den steigenden Lebenshaltungskosten fallen sie in frühere Muster zurück und schauen nur noch auf den Preis. Dafür sollten wir aber Verständnis haben und diese Eltern nicht dafür verdammen, dass es zuhause nicht ganz so gut funktioniert."

Sie können den Podcast hier nachhören oder überall dort, wo es Podcasts gibt.

Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin

Gekocht wird im Lichtblick überwiegend mit frischen regionalen und saisonalen Produkten.
 

Nach der gemeinsamen Zubereitung wird auch gemeinsam gegessen.