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26.03.2021 - Vom Glück in leuchtende Kinderaugen zu blicken


Mehr als ein Jahrzehnt war Bastian Eichhammer Teil der KJF-Familie. Am 1. April wird er eine neue Stelle in der Industrie antreten. Im Interview blickt er zurück.

Muss jetzt nicht mehr so weit zu seiner Arbeit pendeln: Bastian Eichhammer. Foto: Gabriele Heigl/KJF
 
Warum haben Sie sich dazu entschieden, als Vorstand der KJF aufzuhören?

Bastian Eichhammer: Der Hauptgrund war, dass ich mir nach vielen Jahren als Berufspendler etwas in Richtung meiner Heimat suchen wollte. Drei Jahre lang bin ich täglich 120 Kilometer nach Nürnberg und danach elf Jahre lang 95 Kilometer zur KJF-Geschäftsstelle nach München gependelt. Jetzt arbeite ich bei einem ölverarbeitenden Unternehmen, das zehn Kilometer von meinem Wohnort entfernt liegt. Ich gewinne so mehr Lebenszeit, die ich mit meiner Familie verbringen kann. Hinzu kamen einzelne unerfreuliche Vorgänge in der Vergangenheit, die mich zu diesem Entschluss bewogen haben.
Von einem karitativen Verein, der sich um junge Menschen kümmert, in die ölverarbeitende Industrie – wie kommt’s?

Ich war jetzt elf Jahre in der Sozialszene beschäftigt – eine lange Zeit. Bei meinem neuen Arbeitgeber habe ich 2004 während meines Studiums bereits ein Praktikum absolviert. Als ich gesehen habe, dass die Stelle im Bereich Kostenrechnung und Controlling ausgeschrieben war, habe ich mich beworben. 

Wie blicken Sie auf Ihre Jahre als Vorstand der KJF zurück?

Es gab immer eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit vor allem mit dem Vorstandsvorsitzenden Bartholomäus Brieller, den Führungskräften der Kinder- und Jugendhilfe und den Abteilungsleitungen der Geschäftsstelle. Die KJF macht eine qualitativ hochwertige Arbeit. Leider fließen aber die dafür notwendigen Gelder nicht mehr so, um in allen Bereichen eine kostendeckende Arbeit sicherstellen zu können. Die Liquidität wird knapper, und es wird zu einer Phase der Konsolidierung kommen müssen. Das wird sich nicht vermeiden lassen. Hinzu kommen noch die geänderten Bedingungen durch Corona. Das heißt aber nicht, dass Mitarbeitende freigestellt werden. Im Gegenteil: In allen pädagogischen Bereichen gibt es einen anhaltenden Fachkräftemangel.

Wie haben Sie die Zeit der Pandemie als Vorstand erlebt? 

Das war definitiv eine der herausforderndsten Erfahrungen. Das ganze letzte Jahr war ja davon geprägt. Keiner wusste, wohin es geht. Und das gilt leider immer noch.
 
Zur Person
Bastian Eichhammer (41) ist studierter Diplom-Kaufmann und Europarechtsökonom. Seine Studienschwerpunkte umfassten Rechnungslegung/Wirtschaftsprüfung, Privatrecht und Industriebetriebslehre. Seine erste Stelle hatte er als Revisor bei der Quelle Bauspar AG in Nürnberg inne. Bei der KJF arbeitete er seit April 2010 in der Abteilung Wirtschaft und Finanzen zunächst im Projektmanagement Rechnungswesen später dann als Abteilungsleiter. Im August 2017 wurde er vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen. Am 1. April 2021 startete er bei seinem neuen Arbeitgeber, einem ölverarbeitenden Unternehmen, im Bereich Kostenrechnung und Controlling. Bastian Eichhammer ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von fünf und acht Jahren und wohnt mit seiner Familie in Abensberg. Seit seinem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft ist er Mitglied im Verein der KJF.
An was werden Sie sich gern zurückerinnern?

Es war für mich immer schön, in den KJF-Einrichtungen zu sein und in leuchtende Kinderaugen zu blicken, zu sehen, dass sie immer gut versorgt waren und sind. Und ich war immer beeindruckt davon, wie gut unser pädagogisches Personal ist. In besonderer Erinnerung habe ich den Neubau des Hauses St. Anna des Clemens-Maria-Kinderheims, den ich mitbegleitet habe. Wenn man die Kinder und ihre Freude sieht, wie sie ihr neues Zuhause beziehen, dann weiß man, warum man in die Arbeit geht.
 
"Es imponiert mir, wie die Mitarbeitenden für ihre Arbeit brennen." 
Bastian Eichhammer, bis 31. März Vorstand der KJF
Gibt es etwas, das Sie vermissen werden?

Die engen Mitarbeitenden, die Abteilungsleitungen in der Geschäftsstelle, die Einrichtungsleitungen in der Kinder- und Jugendhilfe, der Geschäftsführer in der BZ Aschau GmbH – sie alle werden mir fehlen. Es imponiert mir, wie sie für ihre Arbeit brennen, und ich freue mich, dass ich deren Einsatz für die KJF künftig als Mitglied unterstützen kann.

Welche Ratschläge würden Sie gern Ihrer Nachfolgerin/Ihrem Nachfolger geben?

Ich finde es schade, dass ich meinen Nachfolger nicht einarbeiten konnte. Ich wünsche ihm aber ein gutes Händchen, dass er die KJF gut weiterführt. Es liegen herausfordernde Jahre vor meinem Nachfolger. Aber ich weiß, dass er oder sie voll auf den langjährigen und erfahrenen Vorstandskollegen Bartholomäus Brieller zählen kann. 

Bitte geben sie uns Ihre Einschätzung: Warum braucht es nach über 100 Jahren immer noch (oder erst recht?) eine KJF?

Es handelt sich bei der KJF um eines der größten Sozialunternehmen in der Erzdiözese München und Freising, das für gute, qualitativ hochwertige Arbeit steht. Die KJF hat sehr viele Mitarbeitende, die sich mit ihr identifizieren. Das spürt man jedes Mal, wenn man in die einzelnen Einrichtungen kommt. Die KJF steht seit ihrem Bestehen, also seit 111 Jahren, ein für die Ärmsten und Kleinsten, die nirgendwo Gehör finden, die aber bei der KJF behütet aufwachsen können. Daher ist es ein für die Gesellschaft sehr wichtiges Unternehmen. Ich hoffe sehr, dass es auch in Zukunft vonseiten der Katholischen Kirche sowie vonseiten der Zuschussgeber weiter ausreichend unterstützt wird. 

Interview: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin