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16.10.2025 - Verstehen statt verurteilen: Drei Jahrzehnte Jugendgerichtshilfe Freising


Mit einer feierlichen Veranstaltung im Freisinger Asamgebäude blickte die KJF auf zwei besondere Jubiläen: 30 Jahre erfolgreiche Jugendgerichtshilfe im Landkreis Freising und 40 Jahre KJF-Standort in der Domstadt. Fachvorträge, Grußworte und persönliche Einblicke machten den Festakt zu einem eindrucksvollen Zeugnis gelebter Jugendhilfe.

Von links: Professor Johannes Lohner von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut, KJF-Vorständin Barbara Igl, Bereichsleiterin Jugendhilfe St. Klara Claudia Kronfellner, Jugendrichter Boris Schätz, Wendelin Landesberger, Teamleiter Jugendgerichtshilfe Jugendhilfe St. Klara, Frank Eichler, Gesamtleiter Jugendhilfe St. Klara, der Freisinger Landrat Helmut Petz und die Freisinger Sozialreferentin Dr. Charlotte Reitsam. Foto: Gabriele Heigl/KJF
Seit drei Jahrzehnten begleitet die Jugendgerichtshilfe der Jugendhilfe St. Klara junge Menschen im Landkreis Freising auf ihrem Weg aus schwierigen Lebenslagen - eng vernetzt mit Gerichten, Behörden und sozialen Einrichtungen. Diese Zusammenarbeit stand im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltung Mitte Oktober 2025 im kleinen Asamsaal in Freising.

Eingeladen hatten Frank Eichler, Gesamtleiter der Jugendhilfe St. Klara, und Bereichsleiterin Claudia Kronfellner. Gemeinsam mit KJF-Vorständin Barbara Igl begrüßte Eichler die rund 80 Gäste, darunter Landrat Helmut Petz, Jugendrichter Boris Schätz sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Justiz und Sozialarbeit. Die Begrüßungsworte sprachen Frank Eichler und Barbara Igl, die die Bedeutung der Jugendgerichtshilfe als "wichtiges Angebot der Ambulanten Hilfen" hervorhob, das jungen Menschen neue Perspektiven eröffne und nachhaltige Entwicklung ermögliche.

Landrat Helmut Petz sprach in seinem Grußwort "der Prävention ein absolutes Bekenntnis" aus. Er betonte, dass der Landkreis Freising trotz finanziell angespannter Lage das Thema Jugendgerichtshilfe stets unterstützen werde. "Hier wird an der Wurzel gearbeitet - mit Empathie, Professionalität und Mut zur Verantwortung", sagte Petz.

Verbindung zur Lebensrealität

Besonderen Eindruck machte den Gästen der Vortrag von Jugendrichter Boris Schätz, der seine Ausführungen "Zwischen Paragraphen, Pubertät und Perspektiven" nannte. Mit Humor und Tiefgang schilderte er die Bedeutung der Jugendgerichtshilfe in der täglichen Arbeit des Gerichts. "Die Jugendgerichtshilfe ist die Dolmetscherin zwischen Gericht und Lebensrealität", erklärte er. Besonders wertvoll seien für ihn die Berichte der Fachkräfte: "Ohne sie wären viele Urteile zwar richtig, aber menschlich unvollständig." Auch die von der Jugendhilfe St. Klara angebotenen Sozialdienststunden lobte Schätz als "kleine, aber wirksame Lernerfahrungen", die dazu beitrügen, Rückfälle zu verhindern.

Abgerundet wurde das Programm durch den Fachvortrag von Professor Johannes Lohner von der Hochschule für angewandete Wissenschaften Landshut (HAW). Unter dem Titel "Zusammenhänge zwischen Entwicklungstraumata und Gewaltstraftaten“ beleuchtete er eindrucksvoll die psychologischen und sozialen Dynamiken, die in der Jugendgerichtshilfe eine Rolle spielen. Mit vielen Beispielen aus der Praxis zeigte er, wie komplex, aber auch wie chancenreich die Arbeit mit jungen Straftätern sein kann.

Beim anschließenden Austausch zeigte sich, wie stark die Jugendgerichtshilfe in Freising im Netzwerk verankert ist. Fachkräfte, Partner:innen und Unterstützer:innen nutzten die Gelegenheit, um Erfahrungen zu teilen und über neue Herausforderungen zu sprechen.