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03.06.2025 - SPLH - Die Arbeit lebt von der Bindung zu den Kindern
An achtzehn Standorten im Münchner Stadtgebiet engagieren sich Melda Sun und Christian Mosler für Kinder und Jugendliche, deren schulischer Weg kein einfacher ist. Als Koordinator:innen der Sozialpädagogischen Lernhilfen (SPLH) organisieren sie Lernförderung in kleinen Gruppen. Ziele: Benachteiligten Kindern Bildungschancen zu eröffnen sowie ihnen in ihrem Schulalltag zur Seite zu stehen.

Melda Sun und Christian Mosler, zwei von vier Koordinator:innen der Lernbetreuung bei SBW-Flexible Hilfen. Foto: Gabriele Heigl/KJF
Was sind Sozialpädagogische Lernhilfen? Bei den Sozialpädagogischen Lernhilfen (SPLH) handelt es sich um ein niederschwelliges, kostenfreies Angebot der Kinder- und Jugendhilfe (§ 13 Abs. 1 SGB VIII) für Schüler:innen, die schulische Unterstützung benötigen. Sie verbinden Hausaufgabenbetreuung mit spielerischen Elementen, fördern soziale Kompetenzen und bieten stabile Beziehungen in einem geschützten Rahmen. Die Gruppen finden wohnortnah in Schulen oder sozialen Einrichtungen statt - in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften und Fachstellen. Anträge auf Lernhilfe werden den Koordinator:innen von der Bezirkssozialarbeit, der Jugend- und Schulsozialarbeit oder von den Erziehungsberatungsstellen zugeleitet. Ziel ist es, Bildungsbenachteiligung entgegenzuwirken, Entwicklung zu begleiten und Teilhabe zu ermöglichen.
Nicht jedes Kind kann zu Hause ungestört lernen, und nicht alle Eltern wissen, wie sie schulisch unterstützen können. Für Kinder, die in Schule und Alltag besonderen Bedarf haben, gibt es die Sozialpädagogischen Lernhilfen (SPLH) - ein niedrigschwelliges Jugendhilfeangebot für Grund- und Mittelschüler:innen sowie für Kinder an Sonderpädagogischen Förderzentren.
Umgesetzt wird die Maßnahme von sozialen Trägern, so auch der KJF. Mit der Aufgabe betraut ist in München unsere Einrichtung SBW-Flexible Hilfen. Sie bietet SPLH an in Ramersdorf-Perlach, Laim-Messestadt-Trudering-Riem, Mitte-Au-Haidhausen sowie in Schwabing-Freimann-Maxvorstadt-Bogenhausen. Melda Sun und Christian Mosler sind zwei von vier Koordinator:innen der Lernbetreuung. Sie stehen im Austausch mit Familien, Schulen und Jugendämtern - und gestalten eine Art Bildungsnetzwerk im Kleinen.
"Wir jonglieren auf vielen verschiedenen Ebenen"
Melda Sun ist Sozialpädagogin mit langjähriger Erfahrung. Seit dem Sommer 2021 ist sie bei der KJF tätig - zunächst in der heilpädagogischen vollbetreuten Jugendwohngruppe des damaligen Wohn- und Integrationsprojekts Theodolindenstraße (ebenfalls SBW-Flexible Hilfen), dann fast drei Jahre in der Heilpädagogischen Tagesstätte in unserer Einrichtung Clemens-Maria-Kinderheim in Putzbrunn. Seit 2024 leitet sie als Koordinatorin SPLH-Angebote.
Aktuell ist sie zuständig für sieben Standorte in in Ramersdorf-Perlach und einen in Bogenhausen und besucht regelmäßig Schulen, Jugendtreffs und Nachbarschaftszentren. Sie ist das Bindeglied zwischen Bezirks- und Schulsozialarbeit sowie den Eltern, führt Teamgespräche mit den Lernbetreuer:innen, teilt Kinder in passende Gruppen ein. "Ich sehe mich als Netzwerkerin", sagt sie. "Wir jonglieren auf vielen verschiedenen Ebenen mit vielen unterschiedlichen Akteuren und behalten dabei immer den Blick auf das einzelne Kind."
Kleine Gruppen, große Wirkung
Die Lernhilfen finden zweimal pro Woche in Vierergruppen statt. Die Zeiten gestalten sich je nach Standort unterschiedlich; die Kernzeit ist von 12 bis 18 Uhr. Das Angebot wird durch Schulen oder Beratungsstellen angeregt, die Finanzierung läuft über die Stadt München (mehr Infos im Kasten "Was sind Sozialpädagogische Lernhilfen?").
"Die Kinder bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben, aber vor allem auch Zeit - zum Reden, Spielen, Durchatmen", erklärt Melda Sun. Die Lernbetreuer:innen, die Melda Sun in ihrer Arbeit begleitet, sind keine ausgebildeten Lehrkräfte. Oft sind es Studierende oder Menschen, die etwas Sinnvolles beitragen möchten und diese wichtige Arbeit als pädagogische Hilfskräfte ausüben. "Viele Kinder haben Fluchthintergründe oder schwierige Familienverhältnisse", sagt Sun. "Sprache ist oft eine Hürde."
Gestalten und Verantwortung übernehmen
Christian Mosler ist seit Herbst 2024 Teil des Koordinationsteams, also relativ neu in der KJF und auch neu in München. Er hat zunächst eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht, danach Soziale Arbeit in Nürnberg studiert und schließlich in Regensburg in der offenen Ganztagsschule und der Jugendsozialarbeit gearbeitet. Die Umstellung auf die Münchner Strukturen war anfangs ungewohnt für ihn.
Heute ist er für SBW-Flexible Hilfen Koordinator für SPLH-Angebote in Schwabing-Freimann und Bogenhausen. Auch ihn reizt die Vielschichtigkeit seiner neuen Rolle: "Die Koordinationsstelle ist für mich ein neuer Arbeitsbereich. Früher war ich direkt bei den Kindern - heute gestalte ich mehr mit Überblick über das Ganze. Diese Arbeit gefällt mir sehr." Die Möglichkeit, selbst den Tag zu strukturieren, Gespräche mit Eltern und Lernbetreuer:innen zu führen, Vorstellungsgespräche zu organisieren oder Entscheidungen in Bezug auf Gruppenzusammensetzungen zu treffen, fordert ihn heraus und motiviert ihn zugleich: "Es ist superinteressant, wie vielfältig soziale Arbeit ist. Ich kann hier gestalten, Verantwortung übernehmen."
Lernbetreuung verdient Respekt
Aktuell betreut das Team der KJF an 33 Standorten 70 Lernbetreuer:innen. Alle arbeiten eng mit den Koordinator:innen zusammen, erhalten Rückmeldung und nehmen an regelmäßigen Teamsitzungen teil. Dieser Teil der Arbeit ist auch Melda Sun sehr wichtig. "Lernbetreuung ist große Kunst", meint sie, "mir ist es sehr wichtig, die Betreuerinnen und Betreuer zu bestärken, ihnen Feedback zu geben und ihnen als Anlaufstelle für Probleme zu dienen." Und sie ergänzt: "Lernbetreuung verdient unseren Respekt."
Die Kinder sollen spüren: Es ist jemand für mich da
"Wir haben einmal ein Mädchen für nur zwei Monate am Schuljahresende aufgenommen, das geklagt hat: 'Ich kann mich zu Hause nicht konzentrieren'", erzählt Melda Sun. "Wenn eine Schülerin ihre Situation so reflektiert, kann man nur froh sein." An ihrer Arbeit schätzt Melda Sun den gelungenen Mix aus Organisation und Arbeit an den Standorten, wo sie auch noch nah an den Klient:innen sein könne. "Meine Arbeit lebt von der Bindung zu den Kindern", sagt sie. Die Kinder erlebten die Lernbetreuung als weniger stressbelastet als die Schule. "Es ist ein anderes Setting als dort, ohne Druck und Noten, mit Spielzeit, und Beziehung zur Betreuung." Die Kinder schätzten vor allem, dass jemand für sie da ist, sich Zeit nimmt und ihnen hilft. Christian Mosler: "Wir sind sehr froh, dass die Kinder im Allgemeinen sehr gerne in die Lernbetreuung kommen."
Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin
Umgesetzt wird die Maßnahme von sozialen Trägern, so auch der KJF. Mit der Aufgabe betraut ist in München unsere Einrichtung SBW-Flexible Hilfen. Sie bietet SPLH an in Ramersdorf-Perlach, Laim-Messestadt-Trudering-Riem, Mitte-Au-Haidhausen sowie in Schwabing-Freimann-Maxvorstadt-Bogenhausen. Melda Sun und Christian Mosler sind zwei von vier Koordinator:innen der Lernbetreuung. Sie stehen im Austausch mit Familien, Schulen und Jugendämtern - und gestalten eine Art Bildungsnetzwerk im Kleinen.
"Wir jonglieren auf vielen verschiedenen Ebenen"
Melda Sun ist Sozialpädagogin mit langjähriger Erfahrung. Seit dem Sommer 2021 ist sie bei der KJF tätig - zunächst in der heilpädagogischen vollbetreuten Jugendwohngruppe des damaligen Wohn- und Integrationsprojekts Theodolindenstraße (ebenfalls SBW-Flexible Hilfen), dann fast drei Jahre in der Heilpädagogischen Tagesstätte in unserer Einrichtung Clemens-Maria-Kinderheim in Putzbrunn. Seit 2024 leitet sie als Koordinatorin SPLH-Angebote.
Aktuell ist sie zuständig für sieben Standorte in in Ramersdorf-Perlach und einen in Bogenhausen und besucht regelmäßig Schulen, Jugendtreffs und Nachbarschaftszentren. Sie ist das Bindeglied zwischen Bezirks- und Schulsozialarbeit sowie den Eltern, führt Teamgespräche mit den Lernbetreuer:innen, teilt Kinder in passende Gruppen ein. "Ich sehe mich als Netzwerkerin", sagt sie. "Wir jonglieren auf vielen verschiedenen Ebenen mit vielen unterschiedlichen Akteuren und behalten dabei immer den Blick auf das einzelne Kind."
Kleine Gruppen, große Wirkung
Die Lernhilfen finden zweimal pro Woche in Vierergruppen statt. Die Zeiten gestalten sich je nach Standort unterschiedlich; die Kernzeit ist von 12 bis 18 Uhr. Das Angebot wird durch Schulen oder Beratungsstellen angeregt, die Finanzierung läuft über die Stadt München (mehr Infos im Kasten "Was sind Sozialpädagogische Lernhilfen?").
"Die Kinder bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben, aber vor allem auch Zeit - zum Reden, Spielen, Durchatmen", erklärt Melda Sun. Die Lernbetreuer:innen, die Melda Sun in ihrer Arbeit begleitet, sind keine ausgebildeten Lehrkräfte. Oft sind es Studierende oder Menschen, die etwas Sinnvolles beitragen möchten und diese wichtige Arbeit als pädagogische Hilfskräfte ausüben. "Viele Kinder haben Fluchthintergründe oder schwierige Familienverhältnisse", sagt Sun. "Sprache ist oft eine Hürde."
Gestalten und Verantwortung übernehmen
Christian Mosler ist seit Herbst 2024 Teil des Koordinationsteams, also relativ neu in der KJF und auch neu in München. Er hat zunächst eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht, danach Soziale Arbeit in Nürnberg studiert und schließlich in Regensburg in der offenen Ganztagsschule und der Jugendsozialarbeit gearbeitet. Die Umstellung auf die Münchner Strukturen war anfangs ungewohnt für ihn.
Heute ist er für SBW-Flexible Hilfen Koordinator für SPLH-Angebote in Schwabing-Freimann und Bogenhausen. Auch ihn reizt die Vielschichtigkeit seiner neuen Rolle: "Die Koordinationsstelle ist für mich ein neuer Arbeitsbereich. Früher war ich direkt bei den Kindern - heute gestalte ich mehr mit Überblick über das Ganze. Diese Arbeit gefällt mir sehr." Die Möglichkeit, selbst den Tag zu strukturieren, Gespräche mit Eltern und Lernbetreuer:innen zu führen, Vorstellungsgespräche zu organisieren oder Entscheidungen in Bezug auf Gruppenzusammensetzungen zu treffen, fordert ihn heraus und motiviert ihn zugleich: "Es ist superinteressant, wie vielfältig soziale Arbeit ist. Ich kann hier gestalten, Verantwortung übernehmen."
Lernbetreuung verdient Respekt
Aktuell betreut das Team der KJF an 33 Standorten 70 Lernbetreuer:innen. Alle arbeiten eng mit den Koordinator:innen zusammen, erhalten Rückmeldung und nehmen an regelmäßigen Teamsitzungen teil. Dieser Teil der Arbeit ist auch Melda Sun sehr wichtig. "Lernbetreuung ist große Kunst", meint sie, "mir ist es sehr wichtig, die Betreuerinnen und Betreuer zu bestärken, ihnen Feedback zu geben und ihnen als Anlaufstelle für Probleme zu dienen." Und sie ergänzt: "Lernbetreuung verdient unseren Respekt."
Die Kinder sollen spüren: Es ist jemand für mich da
"Wir haben einmal ein Mädchen für nur zwei Monate am Schuljahresende aufgenommen, das geklagt hat: 'Ich kann mich zu Hause nicht konzentrieren'", erzählt Melda Sun. "Wenn eine Schülerin ihre Situation so reflektiert, kann man nur froh sein." An ihrer Arbeit schätzt Melda Sun den gelungenen Mix aus Organisation und Arbeit an den Standorten, wo sie auch noch nah an den Klient:innen sein könne. "Meine Arbeit lebt von der Bindung zu den Kindern", sagt sie. Die Kinder erlebten die Lernbetreuung als weniger stressbelastet als die Schule. "Es ist ein anderes Setting als dort, ohne Druck und Noten, mit Spielzeit, und Beziehung zur Betreuung." Die Kinder schätzten vor allem, dass jemand für sie da ist, sich Zeit nimmt und ihnen hilft. Christian Mosler: "Wir sind sehr froh, dass die Kinder im Allgemeinen sehr gerne in die Lernbetreuung kommen."
Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin