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04.12.2020 - Schule und Kinderheim als Einheit sehen - Fünf Fragen an ...


... Robert Bauer-Faro (53)
Er ist seit August 2020 der neue Schulleiter der Clemens-Maria-Hofbauer-Schule des Clemens-Maria-Kinderheims.


Robert Bauer-Faro, Schulleiter der Putzbrunner Clemens-Maria-Hofbauer-Schule. Foto: privat

 
Zur Person
Robert Bauer-Faro (53) studierte Lehramt für Sonderschule mit der Fachrichtung Gehörlosenpädagogik und unterrichtete danach in mehreren oberbayrischen Schulen unter anderem in der Carl-August-Heckscher-Schule in Rosenheim und der Johann-Comenius-Schule in Grafing. Im Schuljahr 2019/2020 ließ er sich für das Sabbatmodell freistellen. Nach dem Wechsel der Rektorin Sylvia Denecke-Faßrainer an das Förderzentrum Bad Aibling wurde er von der Regierung von Oberbayern angefragt, ob er die Stelle übernehmen möchte. Bauer-Faro, dessen Hobbies Tae-Kwon-do, Beachvolleyball, Wellenreiten und Fotografie sind, hat drei erwachsene Kinder und wohnt in Ebersberg.


1 Wie haben Sie sich in Ihre neue Aufgabe eingefunden?
Der Start fiel mir leicht, weil ich durch das Kollegium, die Einrichtungsleitung, die Mitarbeitenden des Clemens-Maria-Kinderheims und die Regierung von Oberbayern gut unterstützt wurde. Jeder Tag ist neu spannend – nicht nur wegen Corona.
 
2 Wie bewältigen Sie die Herausforderungen, denen sich eine Schule in Corona-Zeiten stellen muss?
Selbstverständlich steht der Gesundheitsschutz der Schülerinnen und Schüler an oberster Stelle. Ich vertraue dabei vor allem auf unser umfassendes Hygienekonzept. Mir ist aber bewusst, dass wir Schülern und Eltern mitnehmen müssen. Das erreichen wir nur durch konstante Aufklärung.
 
3 Von wem würden Sie sich mehr Unterstützung in Ihrer Aufgabe wünschen, und wie sollte diese aussehen?
Grundsätzlich werde ich hier super unterstützt. Mir steht ein tolles Schulleitungsteam zur Verfügung mit der kommissarischen Konrektorin Christine Baier und Maximilian Löw in der erweiterten Schulleitung. Mein Ziel ist es, dass alle Mitarbeitende der Schule und des Clemens-Maria-Kinderheims wieder mehr zusammenwachsen und sich als Einheit verstehen.
Schon gewusst?
Clemens (oder Klemens) Maria Hofbauer, geboren 1751 in Taßwitz, Südmähren, war ein tschechisch-österreichischer Priester, Prediger und Mitglied des Ordens der Redemptoristen. Er starb 1820 in Wien. In der katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt, und er ist Stadtpatron von Wien.

4 Wie erleben Sie die Schülerinnen und Schüler?
Ich freue mich immer, wenn ich durch die Schule gehe und sie einfach mit einem netten "Hallo Herr Bauer" reagieren. Wichtig ist für mich, zu unterscheiden zwischen den liebenswerten Kindern oder Jugendlichen und deren mitunter problematischem Verhalten. Das Rollenbild des strafenden und schimpfenden Schulleiters halte ich für veraltet. Und ich finde es schön, dass mich die Schülerinnen und Schüler oft als „Belohner“ auswählen etwa beim Fußballspielen oder beim Zerlegen eines Computers. Mein Ziel ist es, den uns anvertrauten Schülern eine wertschätzende, aufrichtige und vertrauensvolle Lernumgebung zu bieten.
5 Sie waren letztes Jahr im Sabbatical und sind mit Ihrem VW-Bus durch Afrika gefahren. Inwieweit helfen Ihnen solche Erfahrungen bei Ihrer jetzigen Aufgabe?
Der Trip hat mich wieder Demut gelehrt und Wertschätzung für unser Leben in Deutschland. Es geht uns so unglaublich gut hier. Auf der anderen Seite wurde mir wieder bewusst, wie wichtig gegenseitige Hilfe und Unterstützung ist, um ein Ziel zu erreichen. Nach solch einer Reise erkennt man, dass es nur noch sehr wenige Dinge gibt, über die man sich aufregen oder ärgern sollte. Schwierige Situationen sehe ich eher unter diesem Blickwinkel: "Was braucht mein Gegenüber, um die Aufgabe zu bewältigen?" Oder ich stellte mir selbst die Frage: "Was ist in mir der Auslöser, dass ich mich ärgere."

Interview: Gabriele Heigl
Unsere Einrichtung: Die Clemens-Maria-Hofbauer-Schule

Die Clemens-Maria-Hofbauer-Schule, die mit dem Clemens-Maria-Kinderheim kooperiert, ist ein staatlich anerkanntes privates Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Der Unterricht orientiert sich an den Lehrplänen der Grund- und Mittelschule für die Klassen 1 bis 6. Die Schule bietet Hilfen für SchülerInnen mit emotionalen und sozialen Problemen, mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, schulischen Leistungsproblemen, Konzentrationsproblemen und fehlender Impulskontrolle. Der Unterricht findet in kleinen Klassen von maximal zwölf SchülerInnen statt. Die FörderschullehrerInnen erhalten Unterstützung durch HeilpädagogInnen und FachlehrerInnen. Es gibt eine intensive Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten. Ziel ist eine erfolgreiche Rückführung an die Regelschule.


Rund um die Clemens-Maria-Hofbauer-Schule gibt es genug Platz für Sport und Spiel. Foto: Gabriele Heigl/KJF