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02.03.2021 - Schulalltag und Corona: Eine Mischung aus Über- und Unterforderung


Auch der Schulalltag in der Münchner Grundschule an der Fernpaßstraße hat sich durch Corona gravierend geändert. Sozialarbeiterin Daniela Krieger berichtet von ihren Erfahrungen in der Jugendsozialarbeit an Schulen und der Schulsozialarbeit im Bereich Schulbezogene Hilfen des Erziehungshilfezentrums Adelgundenheim.
 
Daniela Krieger befürchtet, dass schwache SchülerInnen auf der Strecke bleiben. Foto: privat/KJF
 
In der Schulfamilie ist eine Über- aber gleichzeitig auch Unterforderung spürbar. Die Lehrkräfte versuchen, den Unterricht digital fortzuführen, schaffen dies jedoch nur in begrenztem Rahmen. Die SchülerInnen sind des digitalen Unterrichts müde und haben die Motivation verloren. Auffällig ist, dass die starken SchülerInnen die Zeit zur Vertiefung nutzen und die Angebote der Lehrkräfte annehmen. Für die schwachen SchülerInnen ist es hingegen schwierig, und diese "bleiben auf der Strecke". Die digitalen Angebote werden von ihnen wenig bis gar nicht genutzt, da sie manchmal auch die Notwendigkeit dahinter nicht verstehen (können). Generell kann man sagen, dass in den Grundschulen Kinder und Eltern oft mit der Technik überfordert sind.

Für die Fachkraft für Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) ist es eine ähnliche Mischung aus Über- und Unterforderung. Einerseits soll sie für die SchülerInnen präsent und ansprechbar bleiben, trotz des Distanzunterrichts. Andererseits ist dies aber nur in begrenztem Rahmen möglich, da an der Schule keine persönlichen Beratungsgespräche stattfinden können und die SchülerInnen die Möglichkeit einer digitalen Beratung nicht nutzen können oder wollen. 
Vor allem bei den Fällen, in denen es um Stress zu Hause (etwa häusliche Gewalt, Trauer) geht, ist es für die SchülerInnen nicht möglich, diese Gespräche digital und meist auch noch in Anwesenheit der Eltern zu führen. Zudem müssen diese Gesprächstermine über die Eltern ausgemacht werden, da die Kinder keinen eigenen digitalen Zugang haben. Die Möglichkeit mit den SchülerInnen einen Spaziergang zu machen, umgeht die Hemmschwelle der digitalen Beratung, jedoch müssen auch diese Gespräche über die Eltern ausgemacht werden.

Fachkräfte unterstützen sich gegenseitig

Ein weiteres Thema ist der Mangel an mobilen Endgeräten an den Schulen. Der Bereich der schulbezogenen Hilfen des Adelgundenheims hat zum Glück die Möglichkeit, aus den KJF-Spendenmitteln des Jugendopfersonntags Tablets zu organisieren. 
 
Zur Person
Daniela Krieger (25) hat Soziale Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München studiert. Ihre erste Stelle nach dem Studium an der Grundschule an der Fernpaßstraße im Münchner Stadtteil Sendling-Westpark, die sie im September 2020 angetreten hat, ist zweigeteilt: 30 Stunden arbeitet sie im Bereich Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) und 9 Stunden in der Schulsozialarbeit (SchSA). Damit ist sie die einzige JaS-/SchSA-Fachkraft an der Schule mit über 300 SchülerInnen.
Zusammengefasst ist es für die Fachkraft eine belastende Situation. Die Kinder sollen nicht "verloren" gehen, jedoch werden die Angebote der Fachkraft wenig genutzt. Wichtig ist somit der Austausch mit anderen Fachkräften, um sich dort Ideen und Unterstützung zu holen. Die ganze Schulfamilie mit den Lehrkräften, der JaS-Fachkraft und den SchülerInnen hofft auf zumindest Wechselunterricht, der nicht wieder durch einen weiteren Lockdown beendet wird. Der Wechselunterricht gibt wieder eine Möglichkeit des persönlichen Kontakts und einer gezielten Förderung. 

Text: Daniela Krieger, Fachkraft für Jugendsozialarbeit an Schulen und Schulsozialarbeit in der Grundschule an der Fernpaßstraße