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18.02.2025 - Partizipativer Neujahrsbrunch des LVkE zu Vorurteilen und Diskriminierung


Unter dem Thema "Wie gehe ich mit Vorurteilen um?" fand Ende Januar 2025 der traditionelle Neujahrsbrunch des Landesverbandes katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen in Bayern e.V. (LVkE) in diesem Jahr in unserer Einrichtung Erziehungshilfezentrum Adelgundenheim in München statt. Bei der gut besuchten Veranstaltung kamen Gäste aus Politik und Fachwelt mit jungen Menschen aus der stationären Jugendhilfe zusammen, um über Vorurteile und Diskriminierung zu diskutieren.

Die Teilnehmenden des LVkE-Neujahrsbrunchs. Darunter MdL Doris Rauscher (Mitte, in Rot) und KJF-Vorständin Barbara Igl (rechts von Doris Rauscher). Foto: LVkE
Der traditionelle Neujahrsbrunch des LVkE tagte damit bereits zum siebten Mal. Treffpunkt dafür war diesmal das Erziehungshilfezentrum Adelgundenheim in München, der Ort, wo der Neujahrsbrunch auch 2019 seinen Anfang nahm. LVkE-Vorsitzender Michael Eibl begrüßte die Versammlung diesmal per Videobotschaft: "In Ipsheim haben wir auf Einladung des Landesheimrat Bayern intensiv diskutiert über sieben verschiedene Themen. Ein Thema davon war der Umgang mit Vorurteilen. In den Workshops heute geht es um Vorurteile in den Einrichtungen und Vorurteile außerhalb. Darüber freue ich mich sehr und auch über unsere Zusammenarbeit mit Gesellschaft und Politik, aber insbesondere auch mit Ihnen im Landesheimrat."

Die weitere Begrüßung der Gäste übernahm der stellvertretende Vorsitzende des LVkE, Joachim Nunner. Über die zahlreichen Teilnehmenden freute sich auch Katrin Winkler, Gesamtleiterin des Erziehungshilfezentrum Adelgundenheim, die ihre Einrichtung vorstellte und die Versammlung herzlich willkommen hieß. In einem kleinen Rückblick auf den letzten Neujahrsbrunch von 2024 stellten zwei Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendhilfezentrum Schnaittach den Videoclip vor, der aus der Veranstaltung zum Thema "Hilfeplanprozess" entstanden war. Dieser verdeutlicht den Prozess der Hilfeplanung aus Sicht der Jugendlichen und geht auf die wichtigsten Punkte für gute Voraussetzungen ein.

Das "unsichtbare Gepäck"

Der Landesheimrat Bayern hatte sich darüber hinaus eine ganz besondere Aktion überlegt. Alle Gäste wurden zu Beginn gebeten, auf einem Zettel typische Vorurteile aufzuschreiben und diese in einen Rucksack zu werfen. Dieses "unsichtbare Gepäck" stellten anschließend zwei Mitglieder des Landesheimrates im Plenum vor und verdeutlichten damit, mit wie vielen oft nicht sichtbaren Vorurteilen Menschen, insbesondere aber Jugendliche aus der stationären Jugendhilfe, zu kämpfen haben, und wie schwer diese wiegen.

Die weitere Moderation der Veranstaltung übernahm wieder in bewährt professioneller Art und Weise Dr. Norbert Beck, Einrichtungsleiter Therapeutisches Heim Sankt Joseph Würzburg. Er stellte die Workshops vor, in denen anschließend ein intensiver Austausch zwischen Jugendlichen und Erwachsenen über Vorurteile und Diskriminierung innerhalb von Einrichtungen der Jugendhilfe sowie über Vorurteile von außerhalb/in der Öffentlichkeit stattfand. Die Teilnehmenden setzten sich kritisch mit den Themen auseinander, tauschten Erfahrungen aus, und im Anschluss wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengeführt.

Texte: LVkE
 
Stimmen zur Veranstaltung

Doris Rauscher, SPD-Abgeordnete im Bayerischen Landtag: "Hinsichtlich junger Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe erlebe ich immer wieder Sprüche, die einfach die Realität sehr verzerren. Es gibt in der Gesellschaft immer noch Vorstellungen von 'den armen Heimkindern' und ich glaube, da müssen wir raus, zum Wohle der Kinder und Jugendlichen. Ich glaube, es ist nicht so leicht, das Bild in den Köpfen der Menschen zu verändern, aber solche Veranstaltungen tragen dazu bei, dass wir ein Stück weiterkommen, und deshalb ist es auch ein sehr gut gewähltes Thema."

Ursula Kiening, Heimaufsicht der Regierung Schwaben: "Diese Begeisterung der jungen Leute, sich ihrer eigenen Themen zu stellen, das ist eine ganz wichtige Geschichte. Und dass man nicht 'nur' in seiner Einrichtung gewählter Vertreter als Heimrat ist, sondern auch, dass man sich darüber hinaus austauscht über die Verantwortung für sich und die anderen. Es ist in der Gesellschaft ein ständiger Wandel auch im Blick auf die Familie. Das Heimkind vor 20 Jahren oder vor 30 Jahren hatte eine ganz andere Position und Chancen als heute."

Stefanie Krüger, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bezirketags: "Mit welcher Reflektiertheit die jungen Leute mit dem Thema umgehen, das finde ich unheimlich beeindruckend. Und da müssen wir uns als Gesellschaft an die Nase fassen, gerade bei dem Thema Vorurteile. Es ist nicht die Aufgabe der jungen Leute, dafür zu sorgen, dass sie nicht ständig mit stigmatisierenden Vorurteilen und Klischees konfrontiert werden."

Landesheimrätin Carolin: "Es ist so schön, dass die jungen Menschen sich trauen dürfen, zu sagen, was Sache ist, und die Fachkräfte respektvoll auch den Raum dafür geben; dass es hier mehr darum geht, wie die Kinder und Jugendlichen das finden und nicht, wie die Fachkräfte das erleben, sondern eher, wie die Fachkräfte unterstützend sein können."

Stadträtin der Landeshauptstadt München Barbara Likus: "Wir reden in München sehr viel über die Partizipation von Kindern und Jugendlichen, und ich glaube, dass wir da als Gesellschaft viel lernen können von der stationären Hilfe, weil es dort durch die Wohngruppensituation schon viele Partizipationsansätze gibt, wie Alltag gestaltet wird - gemeinsam mit den jungen Menschen, die davon betroffen sind."

 

Der LVkE - Ziele und Visionen

Der Landesverband der katholischen Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen in Bayern e.V. (LVkE) mit Sitz in München, nimmt im Bereich des Deutschen Caritasverbandes - Landesverband Bayern - die Aufgaben eines Fachverbandes wahr. Dem LVkE gehören über 150 Einrichtungen der ambulanten, teilstationären und stationären katholischen Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe an. Angestrebt wird, dass ihm alle katholischen Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen in Bayern angehören. Er hat die grundlegende Ausrichtung, sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in unserer Gesellschaft im Sinne von Solidarität und Teilhabegerechtigkeit bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Unter Erziehungshilfe fallen die Maßnahmen nach § 27 ff. des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes. Dazu gehören:

  • Erziehungsberatung 
  • Erziehungsbeistandschaft und soziale Gruppenarbeit
  • Sozialpädagogische Familienhilfe 
  • Erziehung in einer Tagesgruppe 
  • Heimerziehung
  • Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung 
  • Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche 
  • Hilfe für junge Volljährige und Nachbetreuung 
  • Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen