zurück zur Übersicht

30.10.2020 - Miniatur-Segeltörn auf dem Weiher


Corona, der große Spielverderber, verhinderte im Jahr 2020 zwar den großen Adria-Törn der Friedensflotte mirno more, an dem auch Betreute des Steinhöringer Betreuungszentrums teilnehmen sollten. 2021 soll wieder ausgelaufen werden. Und in der Zwischenzeit wurde improvisiert.
Im September 2020 wäre wieder wie jedes Jahr das größte europäische Segelprojekt für sozial benachteiligte Kinder und Menschen mit Behinderung in Kroatien in See gestochen. Geplant war der Segeltörn in Split mit etwa 100 Schiffen und Teilnehmenden aus 20 Nationen. Wegen Corona wurde nichts daraus. Aber ganz ins Wasser gefallen ist die Veranstaltung dennoch nicht. Fast 100 Boote sind "in See" gestochen. Statt großer Segelyachten waren es zwar nur kleine Holzschifferl, und statt der Adria war es der Steinhöringer Weiher des Betreuungszentrums des Einrichtungsverbunds Steinhöring (EVS). Trotzdem machten viele TeilnehmerInnen der Friedensflotte aus ganz Bayern mit. Diese waren aufgerufen, kleine Segel-Holzboote bunt zu gestalten und an Franz Wallner, Leiter Kultur und Ehrenamt im Einrichtungsverbund Steinhöring, zu senden.

 

Auch ohne hohe Wellen und Salzwasser machte dieser Segeltörn en miniature Spaß – vor allem vorher beim Bauen der kleinen Yachten. Alle Fotos: EVS/KJF
 
Teilnehmende auch aus Aschau

Die Schifferl wurden gebaut unter anderem von den Friedensflotten-SeglerInnen aus den KJF-Einrichtungen EVS und den Heilpädagogischen Zentren Ruhpolding und Piding des Behandlungszentrums Aschau, sowie weiterer Einrichtungen aus Freising, Straubing, des Hauses des guten Hirten Schwandorf und der Jugendhilfe Birkeneck. Zu Wasser gelassen wurde die Flotte am 23. September und war dort für SpaziergängerInnen noch eine Woche lang zu bestaunen und zu fotografieren.
"Die Schiffe sollen die Vorfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Friedensflotte 2021 zeigen. Sie wurden wirklich wunderbar gestaltet, vielen Dank dafür – und auch für die Unterstützung durch unsere Ehrenamtlichen bei der Verwirklichung dieses Projekts", so Franz Wallner. Es wurde sogar ein kleiner Film mit einigen Nahaufnahmen über die "Steinhöringer Flotte" gedreht, der auf www.friedensflotte-bayern.de zu sehen ist.
 
Text: Franz Wallner und Konrad Becker, Einrichtungsverbund Steinhöring

Kurz vor der Wasserung: Die farbenprächtigen Holzschiffe wurden zu einer Formation zusammengestellt.
 

In Formation und mit extra-großem Rettungsring: Die Friedensflotte auf dem Steinhöringer Weiher des Betreuungszentrums.
 
Teil einer Crew sein: Die Friedensflotte mirno more

Die "Friedensflotte mirno more" ist eine vom gemeinnützigen österreichischen Verein "mirno more – Verein für sozialpädagogische Friedensprojekte" seit 1994 jährlich im September organisierte Sternfahrt von Segelschiffen. Die Bezeichnung kroatisch "mirno more" ist der Gruß der SeefahrerInnen Dalmatiens und bedeutet übersetzt "friedliches Meer". Die Projektwoche in der Adria soll Kindern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen und Menschen mit Behinderung einen positiven Impuls in ihrer Entwicklung geben.

Seit 2003 gibt es Partnervereine unter anderem in Bayern, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Serbien. Inzwischen nehmen jedes Jahr 1000 Kinder und Jugendliche auf mehr als 100 Schiffen teil. 2010 erhielt dieses europaweit größte Segelprojekt für benachteiligte Kinder im Rahmen eines offiziellen persönlichen Empfangs durch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon die international höchstmögliche Würdigung.

Unter den TeilnehmerInnen der Friedensflotte sind sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Verhältnissen, vor allem aus Kinderheimen, SOS-Kinderdörfern, aus begleiteten und betreuten Sozialwohngemeinschaften und der Jugendamtsbetreuung. Ein Drittel ist ausländischer Herkunft, darunter zahlreiche Flüchtlinge, Kriegswaisen und Heimatvertriebene aus den Balkanländern. Seit 2000 nehmen auch junge Menschen mit mehrfachen Behinderungen teil.

Für alle bietet die Friedensflotte ein breites Lernfeld. Beim Segeln einen Beitrag für die Crew leisten, Stärken und Schwächen erfahren, Begegnungen mit internationalen Besatzungen mit fremder Sprache sind neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Zusammen die Segel zu setzen, einer unbekannten Insel entgegenzusteuern und gemeinsam den Sonnenaufgang in einer einsamen Bucht zu erleben – das sind Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche zu einem Team zusammenschweißen.

Seit 2002 beteiligt sich der Einrichtungsverbund Steinhöring mit den Einrichtungen aus Eglharting, Fendsbach, Erding und Ebersberg an der Friedensflotte mirno more. Ebenso sind das Heilpädagogische Zentrum Piding/Berchtesgaden sowie das Heilpädagogische Zentrum Ruhpolding des Behandlungszentrums Aschau mit ihren begeisterten TeilnehmerInnen hinzu gekommen.