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11.06.2021 - Jugendhilfe Nord - Sich in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen


Auch die drei Hortgruppen des Horts St. Vinzenz Pallotti in Freising hatten und haben zu kämpfen mit den Herausforderungen, die Corona ihnen stellt. Hier erzählen die Mitarbeiterinnen der drei Gruppen, wie es ihnen in den letzten Monaten ergangen ist.

Willkommene Abwechslung: Masken zum Selbergestalten. Foto: Jugendhilfe Nord/KJF
 
Von der Kristallgruppe
Lisa Taschner, Erzieherin, Steffi Behr, auszubildende Kinderpflegerin, und Daniela Huber, pädagogische Hilfskraft

Rückblickend können wir sagen, dass wir in der ersten Welle viel dazugelernt haben und deshalb in der zweiten Welle deutlich routinierter und schneller aktiv werden konnten. Dies trifft auch auf die Kinder zu, da sie die Abläufe vom letzten Jahr noch im Kopf haben und diese nun auch besser berücksichtigen und umsetzen können. Da wir die älteren Kinder haben und diese zum Großteil nicht anwesend sind, beschränkt sich unsere Gruppe derzeit auf wenige Kinder, was durchaus anstrengender sein kann. Als große Gruppe kann man mehr Aktionen gruppenstärkend umsetzen, und nun muss man natürlich auf die einzelnen wenigen Kinder intensiv eingehen. Dies ist aber auch interessant, da man in der Großgruppe selten die Möglichkeit hat, sich intensiv pädagogisch mit einzelnen Kindern auseinander zu setzen. Man wird kreativer mit den pädagogischen Aktionen und hat auch in ruhigen Zeiten die Möglichkeit sich neu zu sortieren, sich Ideensammlungen anzulegen und kollegiale Beratung durchzuführen.    

Wir haben das Gefühl, dass es die meisten Kinder genießen, in den Hort zu kommen, da ihnen der soziale Kontakt sehr fehlt, den sie im Normalbetrieb gewohnt sind. Dadurch, dass unsere Gruppe derzeit begrenzt ist, haben die Kinder nicht die Möglichkeit ihre Spielkameraden zu wechseln. Schulisch haben die Kinder sehr abgebaut, doch wir helfen, wo wir können. In dieser Zeit ist es wichtig, mit den Mitarbeitenden noch mehr im Austausch zu sein, was in diesem Sinne auch pädagogisch sehr wertvoll ist, da man gemeinsam an Ideen arbeiten kann, wie man bestimmte Kinder besser unterstützen und leiten kann. So kann man gezielter und in Kooperation die Kompetenzen der Kinder stärken und verfeinern. Allgemein kann man allerdings sagen, dass der Stresspegel durch die kleinere Anzahl an Kindern abgenommen hat. Der einzige Stressfaktor, der in unseren Augen noch bestehen bleibt, ist, dass man nicht weiß, wie es weitergeht und ob die Pandemie bald ein Ende hat. Sozusagen diese Unsicherheit.
 
Von der Rubingruppe
Bettina Wick, Erzieherin und Hortleitung, Tabea Wolfschläger, Kinderpflegerin, und Team

Rückblickend kann man sagen, dass wir immer mehr lernen, mit der Pandemie zu leben. Von dem ersten Schrecken im Frühjahr 2020 bis jetzt ist viel passiert. Anfangs war es eine große Herausforderung, sich mit den Hygienekonzepten zu befassen und das dann individuell im Hort und in der jeweiligen Gruppe umzusetzen. Aber mit den Monaten haben wir immer mehr Übung bekommen, und die Hygienemaßnahmen sind inzwischen Bestandteil des Alltags. Durch diese Vorerfahrungen starteten wir in den zweiten Lockdown gelassener und ruhiger. Wir hatten schon eine Routine, die wir durchgeführt haben, und konnten somit die Planung für diese Wochen schneller aufstellen. 

Die momentane Situation hat jede Mitarbeiterin unterschiedlich verarbeitet. Jede hat sich in ihrem eigenen Tempo an die Situation angepasst und sich daran gewöhnt. Das Team war eine elementare Stütze für die letzten Monate. Durch ein Miteinander konnte man schwierige Situationen und Probleme gemeinsam angehen und eine Lösung dafür erarbeiten. Wir boten jedem Kind eine individuelle Unterstützung, in seinem Tempo an. Als großen Pluspunkt der Pandemie werten wir die intensivierte Zusammenarbeit zwischen den Leitungen der Horte. Es war schön zu erleben, wie man sich in diesen schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützt und einander beigestanden ist. 
 


Die Jugendhilfe Nord ist ein organisatorischer Zusammenschluss verschiedener Einrichtungen und Angebote in den Landkreisen und Städten Erding, Freising und Landshut. Neben dem 1883 in Freising gegründeten Kinderheim St. Klara, einer modernen, differenzierten Einrichtung mit vier stationären Wohngruppen, einzelbetreuten Wohnformen und insgesamt fünf teilstationären Tagesgruppen, liegen die weiteren Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit in Ambulanten Erziehungshilfen, sowie der Betreuung von Grundschulkindern an Schulen und in drei Kinderhorten in Freising. Mit der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) in Stadt und Landkreis Landshut, der Jugendgerichtshilfe im Landkreis Freising und dem Angebot von Bewerberseminaren für Pflegeeltern für den südostbayrischen Raum komplettiert sich ein breites Angebotsspektrum, in dem so regelmäßig weit über 500 Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien individuelle Förderung, Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe unter dem Dach der Jugendhilfe Nord erhalten.

Von der Saphirgruppe
Dubravka Kojic, Erzieherin und Gruppenleitung, Ulli Niemann, Kinderpflegerin, und Vjollca Karica, Kinderpflegerin 

Wir haben die Möglichkeit, viel intensiver mit den Kindern zu arbeiten, und konnten in Bildungsbereichen Erfahrungen sammeln: Kinder bekommen in der Gruppenzeit die Möglichkeit, ihre erworbenen Sprachfähigkeiten anzuwenden. Durch einen Gesprächskreis hat jedes Kind Gelegenheit, vom eigenen Tag zu berichten oder aber Wünsche bezüglich der Tagesgestaltung zu äußern. Gleichermaßen haben die Bewegung und Musik einen positiven Effekt auf die Aufnahmefähigkeit, und auch auf die Konzentration, zum Beispiel stellten wir durch das Spiel Stopptanz sehr leicht eine Verbindung zwischen Musik und Bewegung. Ein paar Kinder kamen ohne Frühstück in den Hort. Wir erklärten, wie wichtig eine gesunde Ernährung für den Körper jedes Kindes ist. Durch die Möglichkeit, jeden Tag draußen zu spielen – ob im Pallottiner Garten oder im Innenhof – eröffnete sich die Möglichkeit, einen Schneemann zu bauen, Fußball zu spielen oder Bäume und Pflanzen zu erforschen.

Jeden Freitag wählten wir mit den Kindern ein Buch aus und lasen daraus vor. Weil nicht alle Kinder da waren, mussten wir die Gruppe neu zusammenfügen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und pädagogische Arbeit zu fördern. Durch gemeinsame Spiele haben wir die Werte Offenheit, Toleranz und Selbstvertrauen gefördert. Hier sollen sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken sowie in Konfliktsituationen Lösungen allein oder mit Unterstützung durch die Fachkräfte finden.

Betreute und Fachkräfte kamen an ihre Grenzen

Die schwierigste Herausforderung war es, die Struktur zu behalten und den Kindern trotz allem den Hortalltag so zu gestalten, dass sie sich wohlfühlen und Spaß und soziale Kontakte nicht verlieren. Die Kinder vermissen die Schule, Freunde, Lehrkräfte, den Schulalltag. Den Hygieneplan einzusetzen war für Kinder und Fachkräfte nicht einfach. Die AHA-Regeln Abstand halten, Hände waschen und Atemmaske tragen, haben Betreute und Fachkräfte an ihre Grenzen gebracht. Wir als Pädagogische Fachkräfte waren zunächst überfordert mit dem neuerlichen Lockdown. Wir wussten nicht, wie viele Kinder jede Woche betreut werden müssen. Wir waren ständig mit den Eltern im Kontakt. 

Durch die gegenseitige Unterstützung im Team bewältigten wir den Hortalltag weitestgehend stressfrei. Die Eltern und Lehrer haben von den Kindern und von uns erwartet, dass wir die Hausaufgaben mit den Kindern erarbeiten, obwohl die Arbeitsaufträge nicht vollständig waren. Wir waren an dieser Stelle enttäuscht und entsetzt. Auch neue Interessen wie etwa das Schachspiel wurden etabliert. Am Ende können wir sagen, dass eine professionelle Arbeitsweise und die Unterstützung in unserem Team uns geholfen haben, den Spaß und die Freude nicht zu verlieren.