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17.06.2021 - "Humor ist eines der wichtigsten Dinge für eine Leitungsposition"


Seit Mai 2021 ist Martin Rickert Vorstand Finanzen und Personal bei der KJF. Ein Gespräch über gelungene berufliche Entscheidungen, die KJF als Ort des Miteinanders und verfrühte Visionen.

Verfügt über sehr viel Erfahrung in den Bereichen Soziales und Gesundheit: der neue KJF-Vorstand Martin Rickert. Foto: Gabriele Heigl/KJF

 
Zur Person
Martin Rickert (48), geboren in Schmallenberg im Hochsauerland absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Von 2003 bis 2014 war er Kaufmännischer Leiter des Pflegezentrums in Bad Fredeburg und dortiger Geschäftsführer des ambulanten Dienstes "Monikaner Pflegedienst". Von 2014 an war er als Verwaltungsleiter der Jugendhilfe Olsberg und stellvertretender Geschäftsführer der Kropff-Federath´schen Stiftung tätig. Zuletzt war Martin Rickert Kaufmännischer Leiter der MCS-Gruppe (Matthias Claudius Sozialwerk Bochum e. V.) sowie Kaufmännischer Geschäftsführer der Villa Claudius gGmbH in Bochum. Martin Rickert ist verheiratet und hat zwei Kinder. 
Herr Rickert, welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Martin Rickert: Das weiß ich noch sehr genau: Ich bin katholisch erzogen worden. Wir haben regelmäßig den Gottesdienst besucht, und jedes Mal nach der Messe bin ich auf die Empore zum Organisten gegangen und habe gesagt: Ich möchte Orgelspieler werden. Damals war ich 5 oder 6 Jahre alt. Mit 8 Jahren erhielt ich Klavierunterricht und begann mit 11 mit dem Orgelspielen. Mit 13 habe ich die erste Heilige Messe gespielt.

Welches war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn? 

Die beste Entscheidung traf ich direkt nach der Handelsschulzeit. Ich wollte im kaufmännischen Bereich tätig werden, wusste aber nicht, ob die Industrie oder der Handel das Richtige für mich war. Ich habe kurzerhand im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft nachgefragt, ob ich dort eine kaufmännische Ausbildung beginnen kann, obgleich ich wusste, dass dort bisher noch nie jemand kaufmännisch ausgebildet wurde. Der Kontakt bestand bereits, weil ich im Kloster schon seit Jahren Messdiener war. Der Personalleiter stellte mich prompt als Azubi ein. Vom Geschäftsführer des Fachkrankenhauses habe ich sehr viel gelernt - durch seinen Führungsstil, sein ruhiges Wesen und sein Fachwissen. Für mich war der Schlüsselmoment meiner beruflichen Karriere, dass ich den Schritt in das Gesundheitswesen und ins Soziale gegangen bin. Hier fühle ich mich bis heute sehr wohl. 

Nach den ersten Wochen in der Geschäftsstelle: Wofür steht die KJF München für Sie?

Ich verbinde mit der KJF erst einmal das "K", das Katholische, und meine damit vor allem das Miteinander. Die Aufgabe der KJF ist es, Menschen, die Unterstützung benötigen - Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Menschen mit Beeinträchtigungen, Familien - einen Ort des Verständnisses und des Zuhauses zu geben, sei es im stationären, teilstationären oder im ambulanten Bereich. Der Kern der Aufgaben der KJF ist es, Menschen zu helfen und in ihrem Leben zu unterstützen. Ich sehe meine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass es unseren Klientinnen und Klienten gut geht und wir unserer Kernaufgabe in den nächsten 100 Jahren bestmöglich nachgehen können.

Sie haben die Position des Vorstandes Finanzen und Personal übernommen. Was ist Ihnen als Vorstand besonders wichtig?

Das sind drei Dinge: Zum einen die richtige Haltung. Die zentrale Frage, die wir uns stets stellen müssen: Können wir unser Tun ethisch vertreten? Als zweites geht es mir um Wertschätzung den Kolleginnen und Kollegen gegenüber - sei es in der Verwaltung oder in unseren Einrichtungen. Und als drittes ist mir eine offene Kommunikationskultur sehr wichtig. Ich möchte, dass wir miteinander im Gespräch sind, Ideen austauschen und ergebnisorientiert kommunizieren. 

Der KJF-Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Repšys (rechts) hieß Martin Rickert zum Start willkommen. Foto: Angelika Slagman/KJF
 
"Ich sehe meine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass es unseren Klientinnen und Klienten weiter gut geht und wir unserer Kernaufgabe in den nächsten 100 Jahren weiter bestmöglich nachgehen können."
Martin Rickert, seit Mai 2021 neuer KJF-Vorstand Finanzen und Personal
Sie kommen mit einem vielfältigen Erfahrungsschatz nach München und bringen den Blick von außen mit. Haben Sie schon Pläne oder gar Visionen für die KJF?

Ich muss erst einmal die unterschiedlichen Angebote der KJF kennenlernen und verstehen. Im Moment nehme ich Informationen auf. Das ist die Grundlage dafür, passgenaue Änderungen durchzuführen. Veränderungen anzustoßen wäre jetzt noch zu früh. Ich kann noch nicht beurteilen, ob es zu einem guten Ergebnis führt, wenn ich an Stellschraube A oder B etwas verändere. Vielmehr halte ich es mit dem Prinzip Miteinandergroßwerden. 

Sie stammen aus einem kleinen Ort im Hochsauerland und sind frisch nach München gezogen. Was schätzen Sie an Ihrem neuen Arbeitsort?

München ist bereits nach kurzer Zeit für mich ein Zuhause geworden. Die Menschen in dieser Stadt sind sehr freundlich und warmherzig. Meine Frau ist als Italienerin begeistert, dass ich nun in der nördlichsten Stadt Italiens arbeite. Ich kann verstehen, warum München auf viele Menschen eine solche Anziehungskraft ausübt. Es gibt wunderschöne Ecken, die ich beispielsweise bei meinen abendlichen Laufrunden an der Isar schon erkunden konnte. Außerdem gefällt mir das rege Großstadtleben.

Worüber können Sie lachen?

Humor ist eines der wichtigsten Dinge für eine Leitungsposition. Wer nicht lachen kann, kann nicht führen. Ich lache am liebsten über mich selbst. 

Welchen Ausgleich haben Sie zur Arbeit?

Zum einen die Musik, das Orgelspielen. Wenn ich alle zwei Wochen im Schmallenberg bin, werde ich wie gewohnt Messen an der Orgel begleiten. Außerdem ist mir zum Stressabbau der Sport sehr wichtig. Ich werde mir in München ein Fahrrad kaufen und suche noch nach einem geeigneten Abstellplatz. Momentan wohne ich im Hotel, und dort hat man mir gesagt, der geeignetste Abstellplatz wäre mein Zimmer. Das fand ich nicht so optimal bei 25 Quadratmetern. 

Hotel, das klingt ein wenig provisorisch.

Nein, für mich ist es derzeit sehr angenehm. Sie kennen den Mietmarkt in München. So kann ich in Ruhe nach einer geeigneten Wohnung suchen. Und der Vorteil bei einem Hotel ist: Wenn ich Gesellschaft möchte, gehe ich runter in die Lobby oder setze mich an die Bar und lese. Ich bin gerne unter Menschen, und in einer Mietwohnung wäre ich alleine. 

Interview: Angelika Slagman