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12.02.2021 - Homeschooling für benachteiligte Kinder und Jugendliche


Wenn Kinder zu Hause keinen Schreibtisch und keinen Laptop, die Eltern wenig Geld haben und nicht gut Deutsch verstehen, wird es oft sehr schwierig. Im Lichtblick Hasenbergl im Münchner Norden tut man alles dafür, dass diese Kinder dennoch nicht den Anschluss verlieren. Nun hat auch das Münchner Kirchenradio über die Arbeit des Lichtblick-Teams berichtet.
 

Rund 100 Kinder werden im Kinderhaus im Münchner Stadtbezirk Hasenbergl vom Lichtblick-Team betreut. Fotos: Lichtblick Hasenbergl/KJF
„Die Einrichtung ist der Fels in der Brandung für viele Familien im Münchner Norden.“ So ist es auf der Internetseite des Münchner Kirchenradios anlässlich eines Beitrags über den Lichtblick Hasenbergl zu lesen. Die Redakteurin Brigitte Strauß-Richters interviewt in der Sendung der Reihe „Total Sozial“ Johanna Hofmeir, die Gründerin und Einrichtungsleiterin des Lichtblick Hasenbergl, über ihre Erfahrungen in Zeiten von Corona.

Jeder von uns ist genervt von Corona und speziell die Eltern von Schulkindern - gilt es doch seit Monaten mit Homeschooling zurecht zu kommen. Wer aber einen Job, eine nicht zu kleine Wohnung und eine ausreichende Anzahl von Computern fürs Homeschooling hat, der kommt irgendwie klar. Im Bezirk Hasenbergl im Münchner Norden gibt es aber einige Familien, die das alles nicht haben. Damit ist eine Einrichtung wie der Lichtblick Hasenbergl jetzt noch mehr gefordert als sonst. Zu Johanna Hofmeir und ihrem Team kommen jetzt die Kinder in die Notbetreuung, aber auch zum Homeschooling. Denn für viele ist das Lichtblick-Haus Am Frauenholz so etwas wie ein zweites Zuhause.
Die Abstandsgebote haben es nötig gemacht, dass alle Räume umgewidmet werden mussten. Gelernt und gearbeitet wird nun auch im Personal-, Therapie- und Turnraum und mit eingebauten Trennwänden auch in den Erkern im Obergeschoss. So können alle etwa 100 betreuten Kinder kommen, wenn auch nicht gleichzeitig. Etwa 40 Kinder sind den ganzen Tag in Notbetreuung im Haus. Es sind Kinder, deren Eltern besonders belastet sind, und die in sehr beengten Wohnverhältnissen leben. Manche Kinder haben zuhause auch keinen Zugang zu Laptops. Der Lichtblick hat digitale Geräte angeschafft, es wurde auch einiges gespendet.
 
Wenn Sie den Beitrag aus der Sendereihe Total Sozial des Münchner Kirchenradios nachhören wollen, finden Sie ihn in der Mediathek: Homeschooling im Lichtblick Hasenbergl


Johanna Hofmeir hat den Lichtblick Hasenbergl vor knapp 30 Jahren gegründet.
Die Kinder werden schulisch abgehängt

Die Arbeit des Lichtblick-Teams sei also logistisch viel aufwändiger, erzählt Johanna Hofmeir dem Münchner Kirchenradio. Es sei erschöpfender für die Mitarbeitenden, die Kinder den ganzen Tag zu betreuen. Im ersten Lockdown sei es unter anderem wegen der ansteigenden Temperaturen einfacher gewesen. Nun seien die Familien wegen der Kälte in ihren Wohnungen regelrecht eingesperrt. Der Stresspegel sei gestiegen. Viele der Eltern hätten ihre Arbeit verloren, die Familien müssten zu fünft oder sechst in einer Zwei-Zimmer-Wohnung leben. Die Probleme, die es schon vorher gab, hätten sich unter Corona noch verstärkt, so Johanna Hofmeir. Außerdem würde das Budget der Familien knapp. Da die Kinder mehr zuhause essen, würden auch mehr Lebensmittel gebraucht. Daher verteilt der Lichtblick also Lebensmittelpakete und Pakete mit warmer Kleidung, Spielzeug, Masken und Hygieneartikeln. 
„Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?“ 
Johanna Hofmeir, Einrichtungsleiterin Lichtblick Hasenbergl, auf die Frage, wie lange sie und ihr Team noch durchhalten.
Die Kinder hätten sich unter dem Corona-Stress verändert. Sie seien angespannter, manche nässten sich verstärkt ein. Außerdem macht der überhöhte und vor allem unkontrollierte Medienkonsum Johanna Hofmeir Sorgen. Stichwort: Gewaltdarstellungen und Fake News. Auch hier versuche ihr Team gegenzusteuern. Was den schulischen Fortschritt anbelangt, hat die Einrichtungsleiterin eine klare Botschaft: „Wir verlieren an Boden.“ Kinder, die sicher im Zehnerraum zu rechnen gelernt hätten, holten wieder ihre Finger hervor, bereits erlernter Stoff ist wieder vergessen, und Lese-Fortschritte sind verloren gegangen. Die Kinder würden schulisch abgehängt.

Wenn Corona vorbei ist, hofft Johanna Hofmeir daher auf viele Ehrenamtliche, die die Kinder mit Nachhilfe unterstützten. Auf die Frage von Brigitte Strauß-Richters, wie lange sie und ihr Team noch durchhalten, antwortet Johanna Hofmeir: „So lange wir gebraucht werden. Unsere Familien liegen uns sehr am Herzen. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir? Wir werden durchhalten, so lange es nötig ist.“

Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin
Unsere Einrichtung: Lichtblick Hasenbergl

Das Lichtblick Hasenbergl bietet Leistungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen einem und 25 Jahren, die im Münchner Bezirk Hasenbergl-Nord aufwachsen. Das Angebot ist als Hilfe für Kinder und Jugendliche mit einem erhöhten Förder- und Fürsorgebedarf und deren Familien konzipiert. Zu den Kernangeboten gehören ein Kindergarten, die tägliche Nachmittagsbetreuung vom Schuleintritt bis zum Schulabschluss, eine Ausbildungsbegleitung, eine Elternschule und eine Familienhilfe. Die Einrichtung wird gefördert durch das Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München.


Im April 2010 wurde der Neubau des Lichtblick-Kinderhauses in der Münchner Straße Am Frauenholz in Betrieb genommen.