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11.11.2025 - Gemeinsam Friedensschritte gehen: Meditation im Advent


Ein bisschen Frieden – das wünschen wir uns wohl alle. Doch was können wir selbst dafür tun? Das Format „Friedensschritte“ der KJF-Stabsstelle Spiritualität gibt eine mögliche Antwort darauf. Was dahinter steckt, erklärt Seelsorgerin Mechthild Ferber-Holzbauer.

 Zweimal im Jahr – in der Fastenzeit und im Advent – finden die Friedensschritte in München und Steinhöring statt.  
Im Advent dürfen sich die Mitarbeiter:innen der KJF wortwörtlich gemeinsam auf den Weg machen. Wie kam es zur Idee der Friedensschritte?
Auslöser war Ende Februar 2022 der Einmarsch Russlands in die Ukraine. Wir haben gemerkt, dass bei vielen ein Gefühl der Ohnmacht entstanden ist, dem wir aktiv etwas entgegensetzen wollten. Es sollte ein Format sein, das möglichst viele miteinander machen konnten, und wir wollten dabei an der frischen Luft sein. Ein Motto war schnell gefunden, das uns seitdem immer begleitet – und zwar eine Aussage von Martin Luther King: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist.“
 
Was erwartet einen jetzt genau bei den Friedensschritten?
Zweimal im Jahr – in der Fastenzeit und im Advent – finden die Friedensschritte in München und Steinhöring statt. In München ist der Treffpunkt die Theresienwiese am Eingang Esperantoplatz. Im Einrichtungsverbund Steinhöring sind wir immer an verschiedenen Orten unterwegs. Es beginnt mit einem Impuls und dann wird zusammen losgegangen. Ich habe gerne noch Musik mit dabei, die das Thema „Frieden“ aufgreift. Manche schweigen beim Gehen, andere kommen miteinander ins Gespräch. Nach etwa einer Viertelstunde folgt ein zweiter Impuls und es geht wieder zurück. Es ist also nur eine kleine Unterbrechung des Alltages von etwa einer halben Stunde, in der die Seele aber zur Ruhe kommen und die Botschaft des Friedens in die Welt ausgesandt werden kann.
Doch provokant gefragt: Inwiefern kann ich etwas für den Frieden tun, wenn ich über die Theresienwiese spaziere?
Die innere Einstellung ist entscheidend. Es geht darum, sich zu vergewissern, dass zwischen Himmel und Erde vieles möglich ist, das ich beeinflussen kann, obwohl mir die Wirkweise unklar bleibt. Man kann sich das so vorstellen: Wenn ich meinen Fuß auf den Boden setze, wird eine Welle losgetreten. Genauso wie ein Wassertropfen, der auf eine Wasserfläche fällt, Wellen auslöst. Ich mache also etwas aktiv im Bewusstsein für den Frieden und vertraue darauf, dass es eine Wirkung hat.

Frieden ist ein sehr weit gefasster Begriff. Geht es vor allem um den konkreten Friedenswunsch für Krisen- und Kriegsregionen oder auch um den eigenen inneren Frieden?
Das gehört für mich zusammen. Wir müssen immer auf unsere eigene Selbstsorge achten. Nur wenn ich mit mir im Reinen bin, einen inneren Frieden spüre, habe ich die Kraft und Energie, etwas weiterzugeben.
 
Wenn wir auf den persönlichen Alltag schauen: Was braucht es für einen friedvollen Umgang miteinander?
Zum einen, dass man übt, sein Gegenüber nicht gleich zu beurteilen, sondern es so sein lässt, wie es ist. Und zum anderen, dass man bei Konflikten zur Versöhnung bereit ist. Das ist eine sehr anspruchsvolle Haltung und genau die entspricht ja unserem christlichen Menschenbild.
 
Warum fällt es uns oft so schwer, den anderen sein zu lassen, wie er ist?
Jeder lebt in seinem Kosmos und meint, dass dieser der Richtige ist. Einen anderen Kosmos zu akzeptieren, fällt schwer. Ich vergleiche das gerne mit einem Bild aus dem Alten Testament. Dort wird Mose von Gott gesagt: „Wo du stehst, ist heiliger Boden.“ Übertragen bedeutet das, dass mein Wertehorizont genauso heiliger Boden ist wie der des anderen. Wenn es gelingt, das zu verinnerlichen, können wir gut miteinander unterwegs sein.

Mechthild Ferber-Holzbauer ist Gemeindereferentin und seit 2003 Seelsorgerin im Einrichtungsverbund Steinhöring.
Foto: Nicole Stroth/KJF
Was ist Ihr ganz persönlicher Friedenswunsch – in Zeiten so vieler Kriege und Konflikte?
Wir spüren: Die Menschheit bekommt das nicht hin und ist am Scheitern. Doch da kommt die hoffnungsvolle Glaubensebene zum Tragen. An Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wird. Ein Ereignis, das eigentlich unmöglich erscheint. Eigentlich. Auch wenn Frieden unmöglich erscheint, glaube und hoffe ich trotzdem. Das lasse ich mir nicht nehmen.

Interview: Nicole Stroth/KJF