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29.04.2021 - "Gemeinsam-Einzigartig" – Schule in Zeiten von Corona


In einem Bericht für eine örtliche Zeitung berichtet Schulleiter Christian Auer über das Leben und Arbeiten in der Franz-von-Sales-Schule Niedernfels während der Pandemie. Hier können Sie ihn nachlesen.
Lockdown – Wechselunterricht, Hybrid-Unterricht, Distanzunterricht, Nachmittagsbetreuung, Internats- und Wohngruppenbetreuung – wie passt das alles zu zusammen? Seit März 2020 ist nichts mehr wie es war – weltweit und auch am Pädagogischen Zentrum Niedernfels nicht. Wie kann man qualitativ hochwertige Betreuung/Jugendhilfe in Einklang bringen mit Abstandsregeln und Hygieneplan? Diese Frage beschäftigt die Mitarbeitenden und das Leitungsteam täglich neu. 

Dennoch gelang es schnell wieder, "Alltag" ins Pädagogische Zentrum zu bringen. Notbetreuung war in Schule und Hort stark nachgefragt, die Wohngruppen blieben während des Lockdowns, als die Schule geschlossen war, größtenteils in der Einrichtung. Die Heilpädagogische Tagesstätte und die Soziale Trainingsklasse waren als Jugendhilfemaßnahmen zur Notbetreuung geöffnet. Auch wenn es immer wieder Änderungen der Bestimmungen gab, stand die Maßgabe der intensiven Betreuung von Kindern und Jugendlichen immer im Fokus.
 

Christian Auer, Leiter der Franz-von-Sales-Schule. Im Hinergrund erkennt man einen Turm des Schlosses. Alle Fotos: Gabriele Heigl/KJF

Christian Auer vor dem Haupteingang der Schule.
"Der Distanz-Unterricht konnte vollumfänglich gemäß dem Stundenplan gehalten werden." 
Christian Auer, Schulleiter Franz-von-Sales-Schule Niedernfels

SpenderInnen helfen bei der digitalen Ausstattung

Dank eines hochmotivierten Teams war es vom ersten Tag des ersten Lockdowns an selbstverständlich, dass eine digitale Übermittlung von Lernstoff, Hausaufgaben und Lerninhalten möglich gemacht wurde. Beinahe alle Eltern waren über die digitale Plattform "Schulmanager-online" zusammen mit ihren Kindern erreichbar und konnten so gut informiert werden. Innerhalb der nächsten Monate bis hin zum Start des Schuljahres 2020/2021 konnten immense Investitionen getätigt werden. Dank vieler UnterstützerInnen, aber auch zügiger Umsetzung der staatlichen Investitionsprogramme (Digital-Pakt Bayern, digitales Klassenzimmer und Sonderbudget Leihgeräte 1+2) konnten unter anderem folgende Punkte umgesetzt werden:

•    Knapp 40 Laptops stehen als Leihgeräte zur Verfügung.
•    Austausch der Computer im PC-Raum 
•    Ausstattung der Klassenzimmer mit Laptops und Dokumentenkameras
•    Umstellung der PC- und Benutzerverwaltung auf Microsoft Intune und Microsoft Teams
•    Eine WLAN-Struktur, die das gesamte Gelände abdeckt und sowohl Wohngruppen als auch Schule ideal bedient
•    Eine Breitbandinternetverbindung, die die Vernetzung komplettiert
•    Die Ausstattung der Wohngruppen und Lehrkräfte, sowie der Ganztagsmitarbeitenden mit qualitativ hochwertigen Headsets und Lautsprecher-Mikrophon-Kombinationen für Hybrid-Unterricht

Wir danken vielen privaten SpenderInnen, den Soroptimistinnen Traunstein, dem Lionsclub Achental, dem Förderverein Niedernfels, die Firma Skool aus Übersee und der Firma Jabra/GN Audio Germany aus Raubling.
Distanz-Unterricht nach Stundenplan

Zum Start des Schuljahres 2020/21 war es zwar weiterhin in allen Bereichen kompliziert, alle Vorgaben und Veränderungen umzusetzen, dennoch konnte der pädagogische Ansatz von "Gemeinsam-Einzigartig" hochgehalten werden. Immer wieder wurden räumliche Veränderungen der Klassen vorgenommen, um den Regelungen gerecht zu werden, aber Ganztagsbetreuung, Hort, Wohngruppen, Internat, Heilpädagogische Tagesgruppen und Schulbegleitung konnten im gewohnten Umfang geleistet werden. Einige der Regelungen führten allerdings auch zu Änderungen im Alltag:
•    Maskenpflicht und Abstandsregelungen auf dem ganzen Gelände
•    Keine Maskenpflicht innerhalb der Wohngruppen; diese durften sich auch draußen als sogenannte Kohorten ohne Maske bewegen
•    Individuelle Pausenplätze für jede Klasse und Gruppe
•    Veränderte Essenbereiche im Ganztagsangebot
•    Ständiges Training von Digital-Unterricht in den höheren Klassen
•    Ständige Einzelentscheidungen in Bezug auf Quarantänesituationen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen 

Mehrfacher Wechsel von Distanz- zu Präsenzunterricht mit Abstand waren und sind für einige SchülerInnen, Lehrkräfte, und Mitarbeitende besonders ab Klasse 6 schon Routine. Aufgrund der hervorragenden Mitarbeit der SchülerInnen konnte von Anfang an der Distanz-Unterricht vollumfänglich gemäß dem Stundenplan gehalten werden. Klassenkonferenzen, Aufgaben in der Microsoft-Teams-Plattform und Hausaufgabenkontrolle durch individuelle Teams-Anrufe wechselten sich ab. Neue Unterrichtsformate wurden entwickelt. Selbst Hausaufgabenbetreuung mit verpflichtender Anwesenheit und individuellen Fragemöglichkeiten wurden und werden vom Team der Ganztagsbetreuung sehr erfolgreich angeboten. Tägliches schulisches Arbeiten von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sind so weiterhin Realität, auch wenn Kinder und PädagogInnen im Homeoffice sind.
 
"Besonders anstrengend waren für uns die vielen Tagesausflügler in Richtung Hochplatte, die teilweise ohne Vernunft auf dem Gelände parkten und ohne Rücksicht auf auch am Wochenende dort wohnende Jugendliche durch das Gelände wanderten, keinerlei Regeln beachteten und oft nur ihren eigenen Vorteil im Blick hatten."
Christian Auer, Schulleiter Franz-von-Sales-Schule Niedernfels


Der Blick Richtung Chiemsee: Die Einrichtung in Niedernfels umfasst mehrere große Gebäudekomplexe. Hier sieht man links das Schloss und rechts den Verwaltungs- und Wohngruppentrakt.
Schon gewusst?
Franz von Sales war Fürstbischof von Genf mit Sitz in Annecy, Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt und ist der Patron der SchriftstellerInnen, JournalistInnen, der Gehörlosen und der Städte Genf, Annecy und Chambéry. (aus Wikipedia)

Per Bildschirmübertragung ins Klassenzimmer "geholt"

Selbst im Präsenzunterricht auf Abstand in den Abschlussklassen profitierten einige SchülerInnen von den technischen Möglichkeiten: Jugendliche, die aufgrund einer Quarantäne oder gesundheitlicher Einschränkungen nicht in der Schule dabei sein konnten, wurden mit Teams live mit Ton und Bildschirmübertragung ins Klassenzimmer "geholt". Guter digitaler Unterricht – da sind sich die PädagogInnen in Niedernfels einig – hängt nicht von guten Web-Cams und Video-Plattformen ab. Bedeutsam sind vielmehr die technischen Möglichkeiten, die Bildschirminhalte nach Hause zu übertragen, direkt und oft mit den Kids zu kommunizieren und Unterricht möglichst nach Stundenplan zu gestalten. Das bloße Verschicken von Aufgaben und das Allein-Lassen von Kindern mit Schulstoff entspricht nicht der pädagogischen Verantwortung, die wir gegenüber Kindern und Jugendlichen haben.

Text: Christian Auer, Schulleiter Franz-von-Sales-Schule Schloss Niedernfels