zurück zur Übersicht
20.10.2025 - Erste Anlaufstation: Junge Flüchtlinge zwischen Trauma und Tanz
In einem fünfstöckigen Haus in der Theodolindenstraße in München finden unbegleitete minderjährige Geflüchtete aus aller Welt für Wochen oder Monate ein Zuhause. Sie erhalten dort nicht nur Essen, ein Bett und Unterricht, sondern vor allem auch Halt - von einem engagierten Team um Hausleiterin Karin Ernst. Besuch in einer außergewöhnlichen Einrichtung.

Gruppenfoto anlässlich des Sommerfests: Die jungen Geflüchteten mit dem Betreuungsteam, rechts Einrichtungsleiterin Karin Ernst. Alle Fotos: Gabriele Heigl/KJF

YRC steht für Young Refugee Center.

Karin Ernst ist die Seele des Hauses. Sie bringt für die schwierige Situation der jungen Menschen viel Verständnis auf.
Gleich beim Reinkommen hört man Musik und Stimmengewirr. Im Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss tut sich was. Die meisten der 20 anwesenden Leute sitzen an einer U-förmig aufgestellten Tafel, plaudern, essen. Ein paar stehen an einer Theke oder an einem gut bestückten Büffet. Es ist Sommerfest in der YRC-Dependance in der Harlachinger Theodolindenstraße, die von unserer Einrichtung SBW-Flexible Hilfen betreut wird.
Karin Ernst sitzt inmitten der Feiernden. Sie ist schon beim Dessert angekommen, genießt ein Stück Baklava. Um sie herum fröhliches Stimmengewirr - Jugendliche, Kolleginnen, Gäste. Draußen ist es grau in grau, aber drinnen wird gelacht, gegessen, später sogar getanzt. Seit zwei Jahren leitet sie die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, mit Ruhe, Freundlichkeit und unerschütterlicher Energie. Sie steht an der Spitze eines multiprofessionellen Teams von 25 Mitarbeitenden: Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen, Hauswirtschaftskräfte, Verwaltungspersonal, unterstützt durch Sicherheits- und Reinigungskräfte.
Karin Ernst sitzt inmitten der Feiernden. Sie ist schon beim Dessert angekommen, genießt ein Stück Baklava. Um sie herum fröhliches Stimmengewirr - Jugendliche, Kolleginnen, Gäste. Draußen ist es grau in grau, aber drinnen wird gelacht, gegessen, später sogar getanzt. Seit zwei Jahren leitet sie die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, mit Ruhe, Freundlichkeit und unerschütterlicher Energie. Sie steht an der Spitze eines multiprofessionellen Teams von 25 Mitarbeitenden: Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen, Hauswirtschaftskräfte, Verwaltungspersonal, unterstützt durch Sicherheits- und Reinigungskräfte.

Karin Ernst im Klassenraum im Souterrain des Gebäudes in der Theodolindenstraße.

Hier gibt es für alle vormittags unter anderem Deutschunterricht.
"Diese Erstaufnahmeeinrichtung ist etwas Besonderes, davon gibt es nur noch eine weitere in Bayern."
Kathrin Wäsch, Heimaufsicht, Regierung von Oberbayern
Kathrin Wäsch von der Heimaufsicht der Regierung von Oberbayern.
Viele wollen nicht mehr weg aus der Einrichtung
Die vollstationäre Erstaufnahmeeinrichtung heißt inzwischen offiziell YRC-Dependance (YRC steht für Young Refugee Center), ist also eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Fünf Etagen, zehn Zimmer pro Stockwerk -. doch nicht alle sind belegt. Die Belegungszahl ist aktuell aufgrund des Personalschlüssels bei 30 Jugendlichen gedeckelt. Zum Sommerfest waren elf Jugendliche im Haus, da einige kurz vorher verlegt wurden. Derzeit schwankt die Belegung zwischen 11 und 20 Jugendlichen. Fast alle sind 16 Jahre alt, stammen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, der Ukraine oder Marokko. Längstens bis zum 18. Geburtstag können sie bleiben.
Bei den meisten sind es ein paar Wochen höchstens Monate, dann müssen sie in eine andere Einrichtung in Bayern. Viele tun sich schwer beim Wegzug. "Ein Junge wurde nach seinem 18. Geburtstag ins Allgäu verlegt", erinnert sich Karin Ernst, "nach einer Woche stand er wieder vor der Tür." Er habe sich hier wie bei seiner Mutter gefühlt, sie möge ihm doch helfen, etwas tun, damit der bleiben kann. "Aber ich kann nichts machen", bedauert Ernst. Man merkt ihr an, dass das auch für sie schwer ist.
Die YRC-Dependance wird zwar von der Einrichtung SBW-Flexible Hilfen getragen, aber finanziert sie wird von der Stadt München, die wiederum die gezahlten Gelder vom Freistaat Bayern zurückerhält. Die Heimaufsicht liegt bei der Regierung von Oberbayern. Zuständig für die Theodolindenstraße ist Kathrin Wäsch; drei-, viermal im Jahr schaut sie vorbei.
Die vollstationäre Erstaufnahmeeinrichtung heißt inzwischen offiziell YRC-Dependance (YRC steht für Young Refugee Center), ist also eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Fünf Etagen, zehn Zimmer pro Stockwerk -. doch nicht alle sind belegt. Die Belegungszahl ist aktuell aufgrund des Personalschlüssels bei 30 Jugendlichen gedeckelt. Zum Sommerfest waren elf Jugendliche im Haus, da einige kurz vorher verlegt wurden. Derzeit schwankt die Belegung zwischen 11 und 20 Jugendlichen. Fast alle sind 16 Jahre alt, stammen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, der Ukraine oder Marokko. Längstens bis zum 18. Geburtstag können sie bleiben.
Bei den meisten sind es ein paar Wochen höchstens Monate, dann müssen sie in eine andere Einrichtung in Bayern. Viele tun sich schwer beim Wegzug. "Ein Junge wurde nach seinem 18. Geburtstag ins Allgäu verlegt", erinnert sich Karin Ernst, "nach einer Woche stand er wieder vor der Tür." Er habe sich hier wie bei seiner Mutter gefühlt, sie möge ihm doch helfen, etwas tun, damit der bleiben kann. "Aber ich kann nichts machen", bedauert Ernst. Man merkt ihr an, dass das auch für sie schwer ist.
Die YRC-Dependance wird zwar von der Einrichtung SBW-Flexible Hilfen getragen, aber finanziert sie wird von der Stadt München, die wiederum die gezahlten Gelder vom Freistaat Bayern zurückerhält. Die Heimaufsicht liegt bei der Regierung von Oberbayern. Zuständig für die Theodolindenstraße ist Kathrin Wäsch; drei-, viermal im Jahr schaut sie vorbei.
"Manche unserer Jungs waren Hirten, haben noch nie einen Stift in der Hand gehabt."
Karin Ernst, Hausleiterin YRC-Dependance TheodolindenstraßeAn diesem Tag ist sie auf Einladung von Karin Ernst zum Sommerfest dort. "Diese Erstaufnahmeeinrichtung ist etwas Besonderes", sagt Kathrin Wäsch. "Davon gibt es nur noch eine weitere in Bayern - in der Münchner Marsstraße." Wäsch versteht sich als Partnerin der Einrichtungen, auch wenn sie Missstände benennen und auf Nachbesserung drängen muss. "Es braucht Fachkräfte, Struktur - und Menschen, die Verantwortung übernehmen." Man merkt, dass beide - Wäsch und Ernst - in allen Belangen gut zusammenarbeiten, auch wenn es am Anfang nötig war nachzubessern wie beide erläutern, etwa was den Personalschlüssel und die Qualifizierung der Mitarbeitenden anbetraf. Aber nun läuft es für beide rund - für die Heimaufsicht wie für die Einrichtungsleitung.
Schule aber anders
Das Team ist so international wie die Jugendlichen selbst: Ein Kollege stammt aus Peru, ein anderer aus Afghanistan, eine Mitarbeiterin spricht Russisch, andere Arabisch, Türkisch oder Farsi. "Die Sprache ist oft der erste Zugang", sagt Ernst. "Manchmal ist das wichtiger als jedes pädagogische Konzept." Der Tagesablauf in der Theodolindenstraße ist klar strukturiert: Um acht Uhr beginnt der Tag mit dem Wecken, gefolgt vom Frühstück. Der Unterricht startet um 9:30 Uhr: Alphabetisierung, Deutsch, kulturelle Orientierung. "Manche unserer Jungs waren Hirten, haben noch nie einen Stift in der Hand gehabt", sagt Ernst. Sie weiß, dass Lernen hier viel mehr ist als nur Vokabeln zu pauken. Ihr Team - geschult durch entsprechende Kurse bei der VHS - unterrichtet selbst. Ein geregelter Schulbesuch würde keinen Sinn machen, da die Jugendlichen jeweils nur kurz in der Einrichtung bleiben.
Das Mittagessen liefert die KJF-Einrichtung Salberghaus. Am Nachmittag steht das sogenannte DAK-Programm auf dem Plan: nochmals Deutsch, Aktivitäten, Kultur. Bei Letzterem geht es um Benimmregeln, Schwimmbadverhalten, öffentliche Verkehrsmittel, Alkohol, Drogen - all das wird thematisiert. Immer ist auch viel Zeit für die Geschichten aus der Heimat. Es gibt einen Sportraum mit Tischtennisplatte und Gewichten, im Garten Platz für Volleyball und Fußball. Auch ein Beamer ist vorhanden. Der Tagessatz, den die Einrichtung für jeden Flüchtling erhält, ist gering; er reicht gerade für die Wochenkarte für den Münchner Tarifverbund. Aber es gibt pro Woche noch zehn Euro Taschengeld. Die jungen Flüchtlinge können auch kostenfreie Kulturabos nutzen, wenn sie das möchten. Einmal wurde durch ein Kulturticket sogar der Besuch eines Ed Sheeran-Konzerts möglich. Am Abend gilt ab 22 Uhr Anwesenheitspflicht und Hausruhe, dann beginnt der Spätdienst mit seiner Schicht. Pädagogische Fachkräfte sowie ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind rund um die Uhr im Haus.
Schule aber anders
Das Team ist so international wie die Jugendlichen selbst: Ein Kollege stammt aus Peru, ein anderer aus Afghanistan, eine Mitarbeiterin spricht Russisch, andere Arabisch, Türkisch oder Farsi. "Die Sprache ist oft der erste Zugang", sagt Ernst. "Manchmal ist das wichtiger als jedes pädagogische Konzept." Der Tagesablauf in der Theodolindenstraße ist klar strukturiert: Um acht Uhr beginnt der Tag mit dem Wecken, gefolgt vom Frühstück. Der Unterricht startet um 9:30 Uhr: Alphabetisierung, Deutsch, kulturelle Orientierung. "Manche unserer Jungs waren Hirten, haben noch nie einen Stift in der Hand gehabt", sagt Ernst. Sie weiß, dass Lernen hier viel mehr ist als nur Vokabeln zu pauken. Ihr Team - geschult durch entsprechende Kurse bei der VHS - unterrichtet selbst. Ein geregelter Schulbesuch würde keinen Sinn machen, da die Jugendlichen jeweils nur kurz in der Einrichtung bleiben.
Das Mittagessen liefert die KJF-Einrichtung Salberghaus. Am Nachmittag steht das sogenannte DAK-Programm auf dem Plan: nochmals Deutsch, Aktivitäten, Kultur. Bei Letzterem geht es um Benimmregeln, Schwimmbadverhalten, öffentliche Verkehrsmittel, Alkohol, Drogen - all das wird thematisiert. Immer ist auch viel Zeit für die Geschichten aus der Heimat. Es gibt einen Sportraum mit Tischtennisplatte und Gewichten, im Garten Platz für Volleyball und Fußball. Auch ein Beamer ist vorhanden. Der Tagessatz, den die Einrichtung für jeden Flüchtling erhält, ist gering; er reicht gerade für die Wochenkarte für den Münchner Tarifverbund. Aber es gibt pro Woche noch zehn Euro Taschengeld. Die jungen Flüchtlinge können auch kostenfreie Kulturabos nutzen, wenn sie das möchten. Einmal wurde durch ein Kulturticket sogar der Besuch eines Ed Sheeran-Konzerts möglich. Am Abend gilt ab 22 Uhr Anwesenheitspflicht und Hausruhe, dann beginnt der Spätdienst mit seiner Schicht. Pädagogische Fachkräfte sowie ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind rund um die Uhr im Haus.
Young Refugee Center (YRC) – Dependance Theodolindenstraße Was ist das YRC in der Theodolindenstraße? Die Dependance ist eine Erstaufnahmeeinrichtung für männliche unbegleitete minderjährige Geflüchtete zwischen 14 und 18 Jahren. Die Dependance ist eine Erstaufnahmeeinrichtung für männliche unbegleitete minderjährige Geflüchtete zwischen 14 und 18 Jahren. Die Belegungszahl ist aktuell aufgrund des Personalschlüssels bei 30 Jugendlichen gedeckelt. Träger ist die Einrichtung SBW-Flexible Hilfen der KJF. Ziele und Aufgaben • Vorläufige Inobhutnahme nach §42a SGB VIII • Grundversorgung, Unterbringung, Tagesstruktur • Sprach- und Kulturvermittlung, Alphabetisierung • Freizeitangebote und sozialpädagogische Betreuung • Medizinische Notfallversorgung, psychologische Hilfe • Begleitung bei Behördengängen und Integrationshilfe Besonderheiten • Aufenthaltsdauer: wenige Wochen bis maximal zum 18. Lebensjahr • Multikulturelles Team mit Sprachvielfalt • Unterricht durch das Team selbst, geschult durch VHS • Zusammenarbeit mit Regierung von Oberbayern und Stadt München Kontakt YRC-Dependance Theodolindenstraße Theodolindenstraße 24 81545 München Tel. 089 649136382 yrc-theo@kjf-muenchen.de Hausleitung: Karin Ernst k.ernst@kjf-muenchen.de

Das Gebäude grenzt an einer Seite an die Katholische Fachakademie für Sozialpädagogik (im Bild links). Der große Garten wird von beiden Institutionen genutzt.

Eines der Flüchtlingszimmer in dem Gebäude.
Äußere und innere Verletzungen
"Viele von den Jungs sind schwer traumatisiert", sagt Karin Ernst. Manche waren unterwegs monatelang allein, sind verletzt, haben Hämatome. Einige sind an Tuberkulose erkrankt oder von Krätzmilben befallen. In der anderen YRC-Erstaufnahmeeinrichtung in der Marsstraße werden nach Ankunft alle ärztlich untersucht und erhalten eine Notfallbehandlung. Später bekommen sie nötige Krankenscheine von der Jugendhilfe.
Beim Sommerfest aber strahlen sie Lebensfreude aus, essen mit Hochgenuss, plaudern, lachen. Und schließlich fangen zwei am Büffet ganz spontan an, Sirtaki zu tanzen. Bei den beiden bleibt es nicht lange. Weitere Hausbewohner und das Team gesellen sich dazu, manche lassen sich erst mal die Schritte zeigen. "Unsere Jungs tanzen gern und bei jeder Gelegenheit", meint Karin Ernst, während sie den Tanzenden zusieht.
Auch wenn viele der Jugendlichen nur wenige Wochen bleiben, ist die Zeit in der Theodolindenstraße für sie prägend. "Sie kommen oft mit nichts", sagt Karin Ernst. "Und sie gehen mit ein bisschen mehr: einem Gefühl von Sicherheit, ersten Deutschkenntnissen, manchmal sogar mit einem Lächeln." Vieles bleibt ungewiss - wo die Jugendlichen am Ende landen, was aus ihnen wird. Aber für den Moment finden sie hier Halt. "Wir können nicht alles auffangen", sagt Ernst. "Aber wir können zeigen: Du bist nicht allein. Und du wirst gesehen."
Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin
"Viele von den Jungs sind schwer traumatisiert", sagt Karin Ernst. Manche waren unterwegs monatelang allein, sind verletzt, haben Hämatome. Einige sind an Tuberkulose erkrankt oder von Krätzmilben befallen. In der anderen YRC-Erstaufnahmeeinrichtung in der Marsstraße werden nach Ankunft alle ärztlich untersucht und erhalten eine Notfallbehandlung. Später bekommen sie nötige Krankenscheine von der Jugendhilfe.
Beim Sommerfest aber strahlen sie Lebensfreude aus, essen mit Hochgenuss, plaudern, lachen. Und schließlich fangen zwei am Büffet ganz spontan an, Sirtaki zu tanzen. Bei den beiden bleibt es nicht lange. Weitere Hausbewohner und das Team gesellen sich dazu, manche lassen sich erst mal die Schritte zeigen. "Unsere Jungs tanzen gern und bei jeder Gelegenheit", meint Karin Ernst, während sie den Tanzenden zusieht.
Auch wenn viele der Jugendlichen nur wenige Wochen bleiben, ist die Zeit in der Theodolindenstraße für sie prägend. "Sie kommen oft mit nichts", sagt Karin Ernst. "Und sie gehen mit ein bisschen mehr: einem Gefühl von Sicherheit, ersten Deutschkenntnissen, manchmal sogar mit einem Lächeln." Vieles bleibt ungewiss - wo die Jugendlichen am Ende landen, was aus ihnen wird. Aber für den Moment finden sie hier Halt. "Wir können nicht alles auffangen", sagt Ernst. "Aber wir können zeigen: Du bist nicht allein. Und du wirst gesehen."
Text: Gabriele Heigl, KJF-Pressesprecherin

Karin Ernst
Zur Person - Hallo Chef! Karin Ernst (56) hatte 2016, als erstmals Flüchtlinge in größerer Zahl und eben auch minderjährige unbegleitete in München ankamen, die Hauswirtschaftsleitung in der Flüchtlingseinrichtung. 2018 wechselte sie in eine Mutter-Kind-Einrichtung von SBW-Flexible Hilfen. 2022 kehrte sie in die Theodolindenstraße zurück; sie hatte die Aufgabe erhalten, das Haus abzuwickeln. Aber dann kam es anders. Die Stadt München wollte die Einrichtung unbedingt erhalten. Und so kam es, dass Karin Ernst gefragt wurde, ob sie bei einem erneuten Hochfahren die Einrichtung würde leiten wollen. Sie wollte! Schließlich legte Kathrin Wäsch von der Heimaufsicht ihr die Ausbildung zur Erzieherin nahe, denn für die Leitung einer solchen Einrichtung war eine pädagogische Ausbildung Vorschrift. Karin Ernst fackelte nicht lange und holte mit über 50 Jahren ihre Ausbildung zur Erzieherin nach. Man merkt, dass sie mit Freude, Herzlichkeit und Unerschütterlichkeit ihre Arbeit macht. "Wenn es sein muss, fahre ich auch mal nachts hierher." Warmherzig, zugewandt, zupackend sind die Adjektive, die einem bei ihr einfallen. Man kann sich gut vorstellen, dass die Jungs schnell Vertrauen zu ihr aufbauen. Sieht sie sich als Ersatz-Mama? "Einer der Jungs nannte mich aus Spaß immer 'Chef'", sagt sie und lacht. "Von da an haben das auch die anderen getan. 'Hallo Chef!' heißt es nun, wenn sie mich sehen."