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11.12.2020 - Agnes Gschwendtner - neue Leiterin im Salberghaus
Genau die Richtige für schwierige Zeiten
Der Generationenwechsel in der Leitung des Putzbrunner Salberghauses ist vollzogen: Auf Stephan Dauer folgte Agnes Gschwendtner. Die 43-jährige Diplom Heilpädagogin, die seit 17 Jahren in der Einrichtung arbeitet, erwarten ziemliche Herausforderungen, beispielsweise eine Großbaustelle. Der Verantwortung zollt sie Respekt. Was man spürt: Die Zuneigung für die ihr anvertrauten Menschen – die großen wie die kleinen.
Agnes Gschwendtner ist seit August 2020 die neue Einrichtungsleiterin des Salberghauses. Foto: Gabriele Heigl/KJF
Wenn von einem reibungslosen Stabwechsel die Rede ist, dann stellt man sich den genau so vor. Am ersten August hatte sie ihr neues Amt als Einrichtungsleiterin Salberghaus angetreten. Aber was heißt schon neu. Agnes Gschwendtner war nicht nur bereits seit vielen Jahren Teil des Salberghaus-Teams, sondern die letzten fünf Jahre die stellvertretende Einrichtungsleiterin. Und ihr Vorgänger Dauer band sie, lange bevor er sich in die Freistellungsphase vor der Rente verabschiedete, bereits in Entscheidungsprozesse ein.
Eine lange Einarbeitungszeit war also nicht nötig. Agnes Gschwendtner konnte gleich mit Verve loslegen. Das musste sie auch, denn das Jahr 2020 war ein herausforderndes für das Salberghaus. Und das lag nicht nur am Corona-Dauer-Krisenmodus. Außer bei der Einrichtungsleitung gab es nämlich auch sonst einige Wechsel in Leitungsfunktionen. Einige Langjährige sind gegangen, und die Neuen brauchten Zeit sich einzufinden. Agnes Gschwendtner sieht diese Zeit des Wandels aber positiv: „Neue Mitarbeitende bringen viele neue Ideen mit, sie erzeugen eine gute Aufbruchsstimmung im ganzen Team.“
Ihr erster Impuls war ein Nein
Sie hat sich Zeit genommen für das Interview und lässt sich auch durch Unterbrechungen nicht aus der Ruhe bringen. Erst kommt eine Mitarbeiterin zu einer Kurzbesprechung, das Telefon klingelt mehrmals, und schließlich benötigt auch der Hausmeister noch eine schnelle Entscheidung. „In dieser Aufgabe muss man spontan sein können“, lacht sie. Auch wenn ihr das gut gelingt, hängt sie schließlich kurzentschlossen doch ein „Bitte nicht stören“-Schild vor die Tür.
Eine lange Einarbeitungszeit war also nicht nötig. Agnes Gschwendtner konnte gleich mit Verve loslegen. Das musste sie auch, denn das Jahr 2020 war ein herausforderndes für das Salberghaus. Und das lag nicht nur am Corona-Dauer-Krisenmodus. Außer bei der Einrichtungsleitung gab es nämlich auch sonst einige Wechsel in Leitungsfunktionen. Einige Langjährige sind gegangen, und die Neuen brauchten Zeit sich einzufinden. Agnes Gschwendtner sieht diese Zeit des Wandels aber positiv: „Neue Mitarbeitende bringen viele neue Ideen mit, sie erzeugen eine gute Aufbruchsstimmung im ganzen Team.“
Ihr erster Impuls war ein Nein
Sie hat sich Zeit genommen für das Interview und lässt sich auch durch Unterbrechungen nicht aus der Ruhe bringen. Erst kommt eine Mitarbeiterin zu einer Kurzbesprechung, das Telefon klingelt mehrmals, und schließlich benötigt auch der Hausmeister noch eine schnelle Entscheidung. „In dieser Aufgabe muss man spontan sein können“, lacht sie. Auch wenn ihr das gut gelingt, hängt sie schließlich kurzentschlossen doch ein „Bitte nicht stören“-Schild vor die Tür.
Zur Person Agnes Gschwendtner (43) ist seit 1. August Einrichtungsleiterin des Salberghauses und folgte in dieser Aufgabe dem langjährigen Leiter Stephan Dauer. Sie ist seit 17 Jahren im Salberghaus, die letzten fünf Jahre als stellvertretende Leiterin. Sie studierte an der Katholischen Fachhochschule Freiburg den Studiengang Heilpädagogik, den sie mit Diplom abschloss. Die letzten zwei Jahre absolvierte sie an der Fernuniversität Hagen noch ein Fernstudium in Management. Sie wohnt mit ihrem Mann in Kirchheim bei München. Sie geht gern in den Bergen wandern und liebt Bücher – so sehr, dass sie zeitweilig Nutzerin von bis zu vier Bibliotheken war. „Seit ich lesen kann, ist der Besuch von Bibliotheken einer der Höhepunkte meines Alltags. Mir geht es wie dem argentinischen Schriftsteller und Bibliothekar Jorge Borges: ‚Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.‘"
Man merkt sofort, dass sie Freude hat in der neuen Position und an der Verantwortung, die sie nun trägt. Daher überrascht es, dass sie gezögert hat, als Stephan Dauer sie fragte, ob sie nicht seine Nachfolgerin werden wolle. Ihr erster Impuls sei ein Nein gewesen, „aus Respekt vor der Verantwortung“. „Ich fragte mich, ob sich diese Aufgabe mit einem Privatleben vereinbaren lässt.“ Ein „einigermaßen normales Arbeitsvolumen“ sei ihr wichtig. „Es darf nicht sein, dass man sich kaputt arbeitet.“
Besondere Stellung des Salberghauses
Aber die Aufgabe reizte sie dann doch so sehr, dass sie sich bewarb. Natürlich sei das Pensum jetzt höher als vorher, aber das sei akzeptabel. „Ich kompensiere mit Schnelligkeit, was man sonst in Zeit investieren würde.“ Aber es geht ihr auch um die Wirkung auf andere. Sie möchte nachfolgenden MitarbeiterInnen signalisieren: Man muss zwar mehr schultern, aber eine Leitungsfunktion und ein echtes Privatleben – das geht. „Wir müssen dahin kommen, dass es auch Mitarbeitenden mit Kindern möglich ist, Leitungsaufgaben zu übernehmen und trotzdem für die Familie da zu sein.“, so Gschwendtner.
Das Salberghaus nimmt innerhalb der KJF-Familie eine besondere Stellung ein. In keiner anderen Einrichtung sind die Betreuten so jung. Die Altersgruppe im stationären Bereich umfasst Kinder von Null bis sieben Jahren, also auch Neugeborene können dazu gehören. Das präge das Bild der Einrichtung, meint Agnes Gschwendtner. Es herrsche in der Fachwelt manchmal die Meinung vor, dass es nur eine Notlösung sein könne, Kinder im Heim zu betreuen. Aber ob eine stationäre Wohngruppe oder eine Pflegefamilie die bessere Alternative für ein Kind sei, so Gschwendtner, sollte in jedem Einzelfall abgewogen werden.
Besondere Stellung des Salberghauses
Aber die Aufgabe reizte sie dann doch so sehr, dass sie sich bewarb. Natürlich sei das Pensum jetzt höher als vorher, aber das sei akzeptabel. „Ich kompensiere mit Schnelligkeit, was man sonst in Zeit investieren würde.“ Aber es geht ihr auch um die Wirkung auf andere. Sie möchte nachfolgenden MitarbeiterInnen signalisieren: Man muss zwar mehr schultern, aber eine Leitungsfunktion und ein echtes Privatleben – das geht. „Wir müssen dahin kommen, dass es auch Mitarbeitenden mit Kindern möglich ist, Leitungsaufgaben zu übernehmen und trotzdem für die Familie da zu sein.“, so Gschwendtner.
Das Salberghaus nimmt innerhalb der KJF-Familie eine besondere Stellung ein. In keiner anderen Einrichtung sind die Betreuten so jung. Die Altersgruppe im stationären Bereich umfasst Kinder von Null bis sieben Jahren, also auch Neugeborene können dazu gehören. Das präge das Bild der Einrichtung, meint Agnes Gschwendtner. Es herrsche in der Fachwelt manchmal die Meinung vor, dass es nur eine Notlösung sein könne, Kinder im Heim zu betreuen. Aber ob eine stationäre Wohngruppe oder eine Pflegefamilie die bessere Alternative für ein Kind sei, so Gschwendtner, sollte in jedem Einzelfall abgewogen werden.
Spielen mit allen Sinnen: Beim Malen mit Fingerfarben können die Kleinsten ihre Kreativität ausleben. Foto: Kathrein/KJF
Im Garten ist genug Platz zum Spielen und Herumtoben. Foto: Salberghaus/KJF
Ihr Ziel und das ihres Teams sei es, dass man weniger mit Mitleid auf die Betreuten schaue, sondern dass man diese als Teil der Gesellschaft anerkenne. „Es gibt Kinder, die zwar schwerere Startbedingungen haben, aber sie haben auch viel gemeinsam mit anderen Kindern, und es sollte kein Stigma mehr sein, ein oder mehrere Jahre seiner Kindheit in einer stationären Einrichtung verbracht zu haben.“
Als Springerin durchs Haus „getingelt“
Die neue Einrichtungsleiterin arbeitet nicht nur seit 17 Jahren im Haus, sie war auch in fast allen Bereichen im Einsatz. Und einen hat sie sogar selbst aufgebaut. Gestartet ist sie 2003 in der Fünf-Tage-Gruppe, die später aufgelöst wurde. Es folgten zwei Jahre ohne feste Aufgabe: „Ich bin sozusagen getingelt und war als Springerin Mädchen für alles.“ So lernte sie den stationären Kindergarten, die Vorschul-Heilpädagogische-Tagesstätte und fast alle stationären Wohngruppen sehr gut kennen. Seit 2005 schließlich baute sie als Bereichsleiterin den Bereich für ambulante Hilfen im Kleinkindbereich auf mit ambulanten Hilfen für Familien und Frühe Hilfen. Gschwendtner: „Dass ich so viele Bereiche im Haus von Grund auf kennenlernen durfte, hilft mir als Einrichtungsleiterin sehr.“
Als Springerin durchs Haus „getingelt“
Die neue Einrichtungsleiterin arbeitet nicht nur seit 17 Jahren im Haus, sie war auch in fast allen Bereichen im Einsatz. Und einen hat sie sogar selbst aufgebaut. Gestartet ist sie 2003 in der Fünf-Tage-Gruppe, die später aufgelöst wurde. Es folgten zwei Jahre ohne feste Aufgabe: „Ich bin sozusagen getingelt und war als Springerin Mädchen für alles.“ So lernte sie den stationären Kindergarten, die Vorschul-Heilpädagogische-Tagesstätte und fast alle stationären Wohngruppen sehr gut kennen. Seit 2005 schließlich baute sie als Bereichsleiterin den Bereich für ambulante Hilfen im Kleinkindbereich auf mit ambulanten Hilfen für Familien und Frühe Hilfen. Gschwendtner: „Dass ich so viele Bereiche im Haus von Grund auf kennenlernen durfte, hilft mir als Einrichtungsleiterin sehr.“
Großbaustelle Nebengebäude
Jetzt kommen neue Herausforderungen auf sie zu. Corona ist unverändert eine große Aufgabe, der sie sich stellen muss. Das Haus befinde sich in einer Art Daueranspannung. Man könne nicht alles im Detail vorbereiten, meint sie, wichtig sei aber, dass die Funktionalität aufrechterhalten werde, und das Vertrauen darauf, dass man es im Ernstfall gemeinsam meistern kann. Der Probelauf kam, als im Frühjahr ein Mitarbeiter im Verwaltungstrakt positiv getestet wurde. „Da galt es, präsent zu sein, zu managen und die Gefühlslagen der Mitarbeitenden zu begleiten. Manche laufen in so einem Fall zu Hochform auf, andere haben massive Ängste“, ergänzt sie. Sachlich, „fehlerfreundlich“ und ruhig zu bleiben, sei daher für alle die Devise. Natürlich würden die vorgeschriebenen Hygiene-Sicherheitsmaßnahmen befolgt. Aber so kleine Kinder erforderten eben auch Sonderbedingungen, und die hohe Qualität der fachlich-inhaltlichen Arbeit ist auch in schwierigen Zeiten sicher zu stellen. So gebe es wieder Elternbesuche und Kindertherapien, und in den Wohngruppen werde ohne Mundschutz betreut.
Eine weitere große Aufgabe steht mit der Sanierung des 1967 errichteten Nebengebäudes des Salberghauses an. Darin befinden sich unter anderem Mitarbeiterwohnungen, Verwaltungsräume und eine Kindertagesstätte der Gemeinde Putzbrunn. Im Zuge der Sanierung müssen Brandschutzmaßnahmen erfolgen und die bisher sehr kleinen Wohnungen zeitgemäßer aufgeteilt werden. Angestrebter Baubeginn: Anfang 2022, Abschluss: Mitte 2023. Ob es so kommen wird, bleibt abzuwarten. Jetzt heißt es erst einmal: Spenden sammeln, denn die Kosten von etwa sechs Millionen Euro können nicht allein aus Eigenmitteln, Kreditaufnahmen und öffentlichen Zuschüssen finanziert werden.
Text: Gabriele Heigl
Jetzt kommen neue Herausforderungen auf sie zu. Corona ist unverändert eine große Aufgabe, der sie sich stellen muss. Das Haus befinde sich in einer Art Daueranspannung. Man könne nicht alles im Detail vorbereiten, meint sie, wichtig sei aber, dass die Funktionalität aufrechterhalten werde, und das Vertrauen darauf, dass man es im Ernstfall gemeinsam meistern kann. Der Probelauf kam, als im Frühjahr ein Mitarbeiter im Verwaltungstrakt positiv getestet wurde. „Da galt es, präsent zu sein, zu managen und die Gefühlslagen der Mitarbeitenden zu begleiten. Manche laufen in so einem Fall zu Hochform auf, andere haben massive Ängste“, ergänzt sie. Sachlich, „fehlerfreundlich“ und ruhig zu bleiben, sei daher für alle die Devise. Natürlich würden die vorgeschriebenen Hygiene-Sicherheitsmaßnahmen befolgt. Aber so kleine Kinder erforderten eben auch Sonderbedingungen, und die hohe Qualität der fachlich-inhaltlichen Arbeit ist auch in schwierigen Zeiten sicher zu stellen. So gebe es wieder Elternbesuche und Kindertherapien, und in den Wohngruppen werde ohne Mundschutz betreut.
Eine weitere große Aufgabe steht mit der Sanierung des 1967 errichteten Nebengebäudes des Salberghauses an. Darin befinden sich unter anderem Mitarbeiterwohnungen, Verwaltungsräume und eine Kindertagesstätte der Gemeinde Putzbrunn. Im Zuge der Sanierung müssen Brandschutzmaßnahmen erfolgen und die bisher sehr kleinen Wohnungen zeitgemäßer aufgeteilt werden. Angestrebter Baubeginn: Anfang 2022, Abschluss: Mitte 2023. Ob es so kommen wird, bleibt abzuwarten. Jetzt heißt es erst einmal: Spenden sammeln, denn die Kosten von etwa sechs Millionen Euro können nicht allein aus Eigenmitteln, Kreditaufnahmen und öffentlichen Zuschüssen finanziert werden.
Text: Gabriele Heigl
Das Nebengebäude stammt aus den 1960er Jahren und diente zunächst als Schwesternwohnheim. Foto: Gabriele Heigl/KJF
Unsere Einrichtung: Salberghaus Das Salberghaus ist eine fachlich anerkannte Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung mit vielfältigen stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten im Schwerpunkt für Kinder im Alter von Null bis zehn Jahren. Neben der Betreuung und Förderung der Kinder stellt die Beratung, Begleitung und Unterstützung von Eltern und Familien einen wichtigen Bestandteil der Arbeit dar. Das Angebot umfasst Therapeutische Wohngruppen, eine Notaufnahme, Fachdienste, eine Heilpädagogische Tagesstätte, Kindertageseinrichtungen und eine Pädagogische Familienhilfe. Engagierte Fachkräfte wie ErzieherInnen, TherapeutInnen, SozialpädagogInnen und PsychologInnen bieten etwa 330 Kindern Geborgenheit, ein stabiles Beziehungsangebot und einen guten Platz zum Großwerden. Darüber hinaus werden etwa 160 weitere Familien jährlich in Form von ambulanter Erziehungshilfe und Frühen Hilfen unterstützt. Das Anfang der Nuller-Jahre renovierte Salberghaus. Foto: Gabriele Heigl/KJF