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15.10.2019 - 20 Jahre erfolgreiche Arbeit der Sozialpädagogischen Lernhilfen
In diesem Jahr können die Sozialpädagogischen Lernhilfen auf 20 Jahre Arbeit zurückblicken. Die LernbetreuerInnen, PädagogInnen und KoordinatorInnen stehen heute vor anderen Herausforderungen als bei der Gründung im Jahr 1999.
Wenn sie in der Schule einmal den Anschluss verloren haben, wird es für Kinder und Jugendliche ganz schwer. Die Anforderungen an die jungen Menschen sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Der Lernstoff wird immer umfangreicher. Der Schwerpunkt wird heute mehr auf eigenständiges, selbstbestimmtes Lernen gelegt, klassische Hausaufgaben wie früher gibt es immer weniger. Manche SchülerInnen sind nicht nur davon überfordert. Denn hinzu kommen der Druck, den wohlmeinende Eltern auf ihre Kinder ausüben, "erfolgreich" zu sein, sowie die Verführungen der sozialen Medien. Für individuell, sozial, psychisch und/oder finanziell benachteiligte SchülerInnen war es schon vor 20 Jahren schwer, mit ihren unbelasteten MitschülerInnen mitzuhalten. Um benachteiligte Kinder zu unterstützen, bietet das Stadtjugendamt München seit dem 1. Februar 1999 in den Stadtteilen Lernhilfegruppen mit pädagogischer Begleitung an. Vier Träger wurden mit dieser Aufgabe betraut; die KJF ist eine von ihnen.
Immer höhere Anforderungen: Unterstützung leisten die Sozialpädagogischen Lernhilfen. Foto: KJF/Klaus D. Wolf
Bei den Sozialpädagogischen Lernhilfen (SPLH) handelt es sich um eine sogenannte niedrigschwellige Integrationsmaßnahme für individuell und sozial benachteiligte SchülerInnen. Insgesamt betreut die KJF heute an den Standorten in den Stadtteilen Ramersdorf-Perlach, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Maxvorstadt, Altstadt-Lehel, Schwabing-Freimann, Schwabing-West, Haidhausen, Bogenhausen, Berg am Laim, Trudering, Ramersdorf-Perlach und Messestadt Riem pro Schuljahr rund 500 Kinder und Jugendliche aus mehr als 30 Ländern bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen.
Für die Eltern kostenlos
Zugeteilt werden die SchülerInnen dem Koordinationsteam der KJF seitens der Bezirkssozialarbeit und der Schulsozialarbeit. Vier Stunden wöchentlich von in der Regel zwei Schuljahren dürfen die Kinder und Jugendlichen zu den einzelnen Standorten kommen. Für die Eltern ist das Angebot kostenlos. Unterstützt werden nur Kinder und Jugendliche von Grund- und Mittelschulen, sowie Sonderpädagogischen Förderzentren, die besondere Unterstützung benötigen. Der Hilfebedarf wird über SchulsozialarbeiterInnen, die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) oder die Bezirkssozialarbeit in den Sozialbürgerhäusern (SBH) festgestellt.
20 Jahre SPLH - die Sozialpädagogischen Lernhilfen in Zahlen 266 Plätze gab es im Jahr 1999. 478 Kinder und Jugendliche werden heute betreut. 4 SchülerInnen lernen in jeweils einer Gruppe. 2 x 2 Zeitstunden in der Woche während der Schulzeit stehen zum Arbeiten zur Verfügung. 40 KJF-LernbetreuerInnen waren im Jahr 1999 im Einsatz. 65 KJF-LernbetreuerInnen sind es im Jahr 2019. 2 KoordinatorInnen / Dipl.-SozialpädagogInnen kümmerten sich im Jahr 1999 um die Organisation. 5 KoordinatorInnen / Dipl.-SozialpädogInnen und Dipl.-PädagogInnen sind es im Jahr 2019. 29 Lernhilfestandorte stehen den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung.
Kriterien dafür sind unter anderem individuelle Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen und Lernschwächen und/oder soziale Benachteiligungen wie ein Migrationshintergrund und/oder hohe psychische und finanzielle Belastungen in den Familien. Gearbeitet wird in Kleingruppen von vier SchülerInnen mit einer/m LernbetreuerIn. Die Gruppen sind - wenn möglich - sinnvoll zusammengesetzt hinsichtlich Klassenstufe, Alter, Geschlecht, Förderbedarf und kulturellem Hintergrund. Die Lernhilfe findet in Räumen direkt in den Schulen und in externen Räumen wie etwa Nachbarschaftszentren oder Räumen der Kirchengemeinden statt.
Die Herausforderungen sind für die LernbetreuerInnen in den 20 Jahren gewachsen - Hoher Migrationsanteil (70 bis 85 Prozent, früher aus der Türkei, heute aus der ganzen Welt) - Hoher Anteil an Geflüchteten - Viele alleinerziehende Elternteile, überwiegend Mütter - Beide Eltern arbeiten zunehmend ganztags - Anstieg von ADHS und allgemeinen Aufmerksamkeits-und Konzentrationsstörungen, von Legasthenie und Dyskalkulie - Vielzahl an Beeinflussungen durch Instagram, YouTube und das Internet allgemein - Die Eltern stehen den technischen Neuerungen zunehmend hilflos gegenüber - Anspruchshaltung der Eltern, dass die Schule alles "richten" soll
Multinationales Team an LernbetreuerInnen
Die LernbetreuerInnen vor Ort werden von pädagogischem Fachpersonal, in der Regel Diplom-SozialpädagogInnen und Diplom-PädagogInnen fachlich angeleitet und unterstützt. Die LernbetreuerInnen selbst müssen zwar keine pädagogische Ausbildung haben. Ein großer Teil kann diese aber dennoch vorweisen beziehungsweise befindet sich in einer Ausbildung im Bereich Lehramt, Psychologie oder Pädagogik. Die LernbetreuerInnen sind zu vier Teilen Frauen, zu einem Teil Männer und altersgemischt: die/der jüngste/r LernbetreuerIn ist 21 Jahre, die/der älteste/r LernbetreuerIn 69 Jahre alt. Es sind verschiedene Nationalitäten und Religionen vertreten (Afghanistan, Polen, Kosovo, Italien - evangelisch, katholisch, muslimisch etc.).
Während es früher im Allgemeinen keine fachliche Anleitung gab und nur vereinzelt Fallgespräche mit der Leitung üblich waren, ist heute durch die gewachsenen Herausforderungen und die komplexeren Problemlagen (siehe Kasten) eine fachliche Anleitung der LernbetreuerInnen unumgänglich.
Auch für die KoordinatorInnen sind die Aufgaben über die Jahre vielfältiger geworden. Unter anderem führen sie die Aufnahmegespräche mit den Eltern, koordinieren und organisieren die Lernhilfestandorte (Gruppeneinteilung, LernbetreuerInneneinteilung), suchen Räume, vernetzen sich mit den Schulen, Kirchengemeinden und anderen sozialen Einrichtungen vor Ort und kooperieren mit den BezirkssozialarbeiterInnen der SBHs und den SchulsozialarbeiterInnen beziehungsweise JaS.
Während es früher im Allgemeinen keine fachliche Anleitung gab und nur vereinzelt Fallgespräche mit der Leitung üblich waren, ist heute durch die gewachsenen Herausforderungen und die komplexeren Problemlagen (siehe Kasten) eine fachliche Anleitung der LernbetreuerInnen unumgänglich.
Auch für die KoordinatorInnen sind die Aufgaben über die Jahre vielfältiger geworden. Unter anderem führen sie die Aufnahmegespräche mit den Eltern, koordinieren und organisieren die Lernhilfestandorte (Gruppeneinteilung, LernbetreuerInneneinteilung), suchen Räume, vernetzen sich mit den Schulen, Kirchengemeinden und anderen sozialen Einrichtungen vor Ort und kooperieren mit den BezirkssozialarbeiterInnen der SBHs und den SchulsozialarbeiterInnen beziehungsweise JaS.
Am 17. Mai 2019 berichtete das Münchner Kirchenradio in seiner Sendereihe "Total Sozial" über die Sozialpädagogischen Lernhilfen der KJF. Der Beitrag ist als Podcast nachzuhören unter www.radio.mk-online.de.
Text: Gabriele Heigl, Pressesprecherin