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29.07.2022 - 100 Jahre Salberghaus - Was die Einrichtung zu etwas Besonderem macht


100 Jahre Salberghaus, das sind 100 Jahre Geschichte, oder 100-Jahre-Geschichten. Die Geschichte des Salberghauses ist von Anfang an verbunden mit den Geschichten von kleinen Kindern in Not. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen die Geschichten von vielen einzelnen Menschen, die sich mit großer Leidenschaft um diese Kinder gekümmert haben. Ein Jubiläumsgrußwort von Agnes Gschwendtner, Leiterin des Salberghauses.
Das Thema "kleine Kinder im Heim" löst Emotionen aus. Besucher kommen mit Sorge und Angst vor dem Leid, das sie vor Ort vorzufinden meinen, auch mit Anteilnahme und Betroffenheit für die teilweise schlimmen Erfahrungen, die manche Kinder gemacht haben. Dass es das Salberghaus 100 Jahre lang gibt, zeigt aber vor allem eines: Es braucht diesen Ort, diese sogenannte "Übergangseinrichtung". Es braucht diese Zufluchtsstätte für kleine Kinder, die plötzlich keinen guten Platz mehr haben, deren Entwicklung und manchmal sogar deren Überleben bedroht ist. Wir sind da für den Übergang, der mit dem Angebot von Schutz beginnt und im Idealfall mit einer soliden Perspektive bei der Entlassung des Kindes endet. 

Mittlerweile hat sich das Angebot deutlich erweitert, und neben den Wohngruppen gibt es aufsuchende Hilfen, Kindertageseinrichtungen, eine Heilpädagogische Tagesstätte und Bereitschaftspflegefamilien. Die Präsenz der vielen kleinen Kinder, die erst am Anfang ihres Lebens stehen, haben das Salberghaus und seine Einrichtungen schon immer zu einem besonderen Ort gemacht. Die Kinder kommen mit ihrem individuellen Schicksal, mit ihrer eigenen Persönlichkeit und sind gleichzeitig wie alle kleinen Kinder: Sie suchen Kontakt, wollen sich entwickeln, die Welt entdecken. So war das Salberghaus sicher nie der traurige Ort, den sich so mancher Gast vorgestellt hatte, sondern vielmehr ein Ort, an dem das Leben tobte und zukünftige Erwachsenengenerationen ihre ersten Schritte machten. 
 

Agnes Gschwendtner, Leiterin des Salberghauses. Fotos: Gabriele Heigl/KJF
Dennoch beschäftigen wir uns mit großen Lebensthemen, was Schwere und große Intensität mit sich bringt: Trennung und Schmerz von Eltern und Kindern, Abschiede. Schuld, Scham und der Umgang damit, wenn Kinder im Elternhaus Schlimmes erleben mussten, die Beziehung aber trotzdem gehalten werden soll. Die großen Gefühle der Kleinen - Ärger, Frustration, Sorge, Freude … das alles braucht seinen Raum. Und schließlich die vielen schicksalshaften Entscheidungen, die getroffen werden müssen und die Biografie des Kindes langfristig prägen werden.

Es gibt eine besondere Atmosphäre im Haus. Es strahlt beim Hereinkommen Sicherheit und Freundlichkeit aus. In den Aufzeichnungen aus den Anfangsjahren wird von zahlreichen Notlagen berichtet: Mangel an Essen und Kleidung, Epidemien und damit verbundene Lebensgefahr für die Säuglinge, Phasen der Überbelegung. Auch dieser Tage haben wir mit Krisen zu kämpfen, wie in den letzten Jahren mit der Corona-Pandemie und dem Fachkräftemangel. Wenn die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichten, vertraute man auf die Unterstützung freundlicher Menschen und auf Gottes Hilfe. 

Die wertvollen Erfahrungen aus den letzten 100 Jahren, die engagierten Menschen vor Ort und das Vertrauen auf Hilfe, wenn sie benötigt wird, tragen das Salberghaus mit seinen Kindern und Mitarbeitenden hoffentlich noch lange gut durch die Zeit.